Reisen bewegt - Reisen verändert

Reisetipps
Schon seit jeher zieht es uns hinaus in die Welt. Viele suchen dabei nach Sinn und einem Perspektivenwechsel. Was macht Reisen mit dir? Wie kann es dein Leben, deine Werte und Entscheidungen beeinflussen? Diesem spannenden Thema widmen wir uns hier. Denn wir alle wissen: Reisen bewegt.
Globetrotter
18. April 2024
Westfjord | Island
Taungbyone | Myanmar
Bwindi Impenetrable Forest | Uganda

Reisen bewegt, Reisen verändert

Die Entscheidung, wohin wir reisen, wird nicht länger nur durch Sonnenstunden oder schöne Strände bestimmt, sondern vielmehr durch tiefe emotionale Bedürfnisse. Wir suchen nach persönlichem Wachstum und Erfahrungen, die lange in Erinnerung bleiben. Oft neigen wir dazu, uns innerhalb der Komfortzone zu bewegen und an Gewohnheiten und Weltanschauungen festzuhalten.

Das Reisen bietet uns die Chance, eine andere Perspektive einzunehmen und den Mut zu haben, zu reflektieren und sich durch die vielfältigen Reiseerfahrungen weiterzuentwickeln und Neues zu wagen. Doch wie sieht so ein Weg aus? Was ist dabei wichtig?

Um dies herauszufinden, haben wir mit 5 Menschen gesprochen, die sich oder etwas verändert haben. Aus ihren Erfahrungen können wir mitnehmen, was sie  bewegt hat und was Reisen für sie bedeutet. Zusätzlich lassen wir mit Martina Zschocke eine Reisepsychologin zu Wort kommen, deren wissenschaftlichen Perspektiven weitere spannende Einblicke bieten. 

Für ein vollständiges Bild möchten wir auch von deinen Erfahrungen hören. Wie hat dich das Reisen verändert? Was hast du erlebt? Ob in der Kommentarspalten auf den Sozialen Medien oder unter diesem «Teile deine Geschichte». Dies ist natürlich anonym möglich. Wir freuen uns auf deine Geschichte!

Du willst selbst eine bewegende Reise erleben? Mit unserem Reisetypen-Test kannst du herausfinden, welche Reiseerlebnisse am besten zu deinen Vorlieben passen. Zudem erfährst du mehr über deinen Reisetypen und wer dir helfen kann, die Vielfalt unserer Welt für dich zu entdecken. Dabei kannst du einen Reisegutschein über 500 Franken gewinnen.

Wir bei Globetrotter sind vielgereist und kennen das Gefühl, von Reisemomenten tief berührt zu werden und zu beobachten, wie sich unsere Sicht auf die Welt und uns selbst verändert. Diese Sehnsucht treibt uns immer wieder hinaus in die Welt, damit wir dir davon erzählen können, so dass auch du inspiriert losziehen kannst.

Viel Spass beim Lesen.

Dein Globetrotter Team

El Chaltén | Argentinien
Samarkand | Usbekistan
Dolpo | Nepal

5 Geschichten: Wie das Reisen Menschen verändert

Reisen bedeutet für jeden etwas Anderes. Manche finden zu sich selbst, andere beginnen ein neues Leben. Hier erzählen fünf Menschen, wie das Reisen sie verändert hat. Sie geben einen tiefen, persönlichen Einblick in ihre Erlebnisse und wie es zu diesen gekommen ist. Aber auch, mit welchen Herausforderungen sie dabei konfrontiert wurden. 

Im Busch

Im Busch

Balule | Südafrika
Löwe im Krügerpark

Löwe im Krügerpark

Kruger | Südafrika

Von der kleinen Schweiz ins grosse Afrika: Nach ihrer Ausbildung zur Safari-Guide kehrte Lorena in die Schweiz zurück, um ihre Erfahrungen zu teilen. Sie hält Vorträge zum Thema «Löwen in Afrika», in denen sie das Publikum über die wichtigsten Aspekte einer Safari informiert. Zusätzlich veröffentlichte sie einen Fotokalender, dessen Erlöse direkt dem Artenschutz in Afrika zugutekommen. Ihr Fachwissen stellt sie auch ihrer Kundschaft der Globetrotter Filiale Zug zur Verfügung.

Erzähle unseren Lesenden gerne mehr von dir.

Ich bin in einer kleinen Gemeinde in Zürich aufgewachsen, ein wahres Heimweh-Kind. Selbst bei Ausflügen zu den Grosseltern habe ich mein Zuhause vermisst, was für meine Mutter nicht immer einfach war. Schon damals kümmerte ich mich um meinen Hasen «Calasta» und rettete Vögel, Raupen und alles, was in Not war. Mit 22 Jahren wagte ich einen für mich untypischen Schritt und ging für einen Sprachaufenthalt nach Irland. Es war unklar, ob ich das schaffen würde, aber etwas passierte – ein unbekanntes Feuer entfachte die Lust auf das Fremde in mir. Das Alleinsein, die Übernahme von Verantwortung und das Streben danach, meine Leidenschaft zu leben, haben mich geprägt. Viele Jahre später blicke ich auf eine Reise zurück, die mich von der Retterin im Garten zur Safari-Guide in Afrika gemacht hat. Mein Ziel ist es, mich für diejenigen einzusetzen, die keine Stimme haben.

Du hast erwähnt, dass du dich zur Safari-Guide ausbilden lassen hast. Wie kam es dazu?

Manchmal ist kein Grund zu bleiben ein verdammt guter Grund zu gehen. Den Mut, meine Zelte in der Schweiz abzubrechen, kann ich nur damit erklären, dass es in dem Moment, in dem man fühlt, nichts mehr zu verlieren zu haben, am einfachsten ist, loszuziehen. Loslassen, sich selbst freigeben – mit dem Gedanken, nicht zurückzukehren. Ob es um Kinder oder Tiere geht, überall dort, wo ich dazu beitragen kann, die Situation auch nur ein kleines Stückchen zu verbessern, bin ich dabei. Von der ersten Sekunde an habe ich Afrika geliebt. Plötzlich spürte ich wieder etwas, ich fühlte mich lebendig. Meine Leidenschaft für Tiere motivierte mich, mich für sie einzusetzen, und das gab mir Sinn und machte mich aktiv.

Welche Momente haben dich während dieser Zeit nachhaltig beeinflusst?

Zebras in der Wüste vor einem Regenbogen. Ein Nashornkalb im Sonnenuntergang und Löwen im Gehege. Die Stille und das Eintauchen in den Moment. Die Menschen, die sich mitunter sogar unter Einsatz ihres Lebens für eine Sache einsetzen. Diese Erlebnisse haben tiefe Emotionen in mir hervorgerufen: Dankbarkeit für meine Privilegien, aber auch Wut und Unverständnis. Besonders letztere Gefühle haben vieles in mir bewegt und verändert. Das Leben ist ständig im Fluss, und Planbarkeit ist eine Illusion.

Wie haben sich deine Erfahrungen auf dein Leben zu Hause und deine Zukunft ausgewirkt?

Das Reisen hat mich demütig gemacht. Ich habe erkannt, dass wir oft mehr besitzen, als wir wirklich benötigen. Seitdem habe ich weniger Bedürfnisse und das, was ich habe, möchte ich gerne teilen. Das Ankommen zu Hause war schwierig und das Gefühl verschwindet nicht einfach. Doch was sich verändert hat, ist meine Aktivität. Ich bin nicht mehr bereit, meine Zeit zu verschwenden oder nur halbherzig dabei zu sein. Ich möchte, so romantisch und naiv das klingen mag, etwas Positives zurückgeben. Auch jetzt noch lerne ich mich selbst kennen. Die Erinnerungen an meine Erlebnisse im Busch erfüllen mich mit Leben. Das Heimweh nach meiner neuen Heimat bleibt, aber dennoch bin ich dankbar, beide Seiten zu kennen. Das Urvertrauen ist wieder in mein Leben zurückgekehrt.

Während deiner Zeit in Afrika hast du viele Erfahrungen gesammelt. Wie siehst du deinen Einfluss auf die Menschen und die Welt, denen du begegnet bist?

Es ist schwierig, meinen Einfluss auf die Menschen genau zu bestimmen, aber ich sehe mehrere Aspekte. Der Busch hat mich gelehrt, alles anzunehmen, wie es kommt, und mich auf jede Situation einzulassen. Ich hoffe, dass ich dieses Vertrauen weitergeben kann, dass das, was sich richtig anfühlt, auch richtig ist. Ausserdem hoffe ich, dass ich durch das Teilen meines Wissens neue Perspektiven eröffnen kann, die den Menschen sonst vielleicht verborgen geblieben wären. Ich möchte Mut und Inspiration geben, den gewohnten Lebensweg zu verlassen und das zu tun, was das Leben bereichert, auf eine ganz eigene Weise. Ich hoffe, Menschen dazu ermutigen zu können, ihren Sinn im Leben zu suchen und Erfüllung zu finden. In Afrika habe ich mit Freiwilligen gearbeitet und meine Begeisterung und Liebe für die Natur geteilt. Dies hat einige dazu inspiriert, selbst die Ausbildung zum Safari-Guide zu machen oder sich auf persönliche Abenteuer einzulassen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Leidenschaft Leidenschaft weckt. Wofür brennst du? Was lässt dich lebendig fühlen? Wovon wirst du berührt?

Wie können wir durch Reisen unser Umfeld bereichern und verändern?

Für mich steht im Mittelpunkt bewusst zu reisen, sich von den Erlebnissen berühren zu lassen und Anteil an den Momenten und Geschichten anderer zu nehmen. Diese Berührung kann wiederum andere Menschen beeinflussen. Wenn ich nach Hause komme und meine Erfahrungen teile, erreiche ich weitere Menschen und setze so einen Kreislauf der Anteilnahme in Gang. Als erste in meiner Familie und im Bekanntenkreis, die eine Guide-Ausbildung in Afrika absolviert und intensiv das südliche Afrika bereist hat, haben meine Geschichten die Kraft, Bilder im positiven wie auch im negativen Sinn zu verändern. Mein Wissen kann Menschen dazu inspirieren, Löwen in der freien Natur zu sehen anstatt in einem Streichelzoo. Wir alle erleben auf Reisen Unterschiedliches, wir können nie alles erleben, aber wir können alles teilen. Indem wir uns von verschiedenen Momenten berühren lassen, öffnen wir uns vielleicht für neue Perspektiven, wenn andere ihre Geschichten mit uns teilen.

Unser Reisetypentest identifiziert dich als «Bewegte Entdeckerin und Naturschwärmerin». Inwiefern entspricht das deinen Bedürfnissen und Vorlieben auf Reisen?

Das beschreibt mich sehr gut. Ich liebe es, unberührte Orte zu erkunden und mich von der Natur und den Menschen vor Ort inspirieren zu lassen. Optimismus, Positivität und eine tiefe Verbundenheit zur Natur sind definitiv charakteristisch für mich.

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Der Weg aus der Komfortzone erfordert Mut und Energie. Laura wagte diesen Schritt und brach aus den gesellschaftlichen Normen aus, um sich als Tauchlehrerin auf den Gilis zu verwirklichen. Heute teilt sie ihre Reiseerfahrungen mit ihrer Kundschaft der Filiale Bern.

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So schön die Schweiz auch ist und so sicher das Leben hier, konnte ich den gesellschaftlichen Druck nicht länger akzeptieren. Im Laufe der Zeit fühlte ich mich gefangen in meinem Alltag und Berufsleben, eingesperrt in der berühmten Komfortzone. Über Monate hinweg quälte mich immer wieder derselbe Gedanke: «Ist das wirklich alles?» Dennoch habe ich meine Träume immer wieder aufgeschoben, obwohl mir klar war, dass die Vorstellung, 40 Jahre zu arbeiten und dann erst das Leben zu geniessen, nicht mehr zeitgemäss ist. Wer kann schon mit Sicherheit sagen, ob ich meine Wünsche noch erfüllen kann, wenn ich in Rente bin? Irgendwann war es genug für mich und das Verlangen nach Veränderung wurde zu stark. Das Leben hat mehr zu bieten, und ich beanspruche es jetzt für mich. Ich musste weg. Raus aus der Komfortzone und rein ins Abenteuer.

Dein Weg aus der Komfortzone führte dich auf die Gilis in Indonesien, wo du dich zur Divemasterin ausbilden liesst und sogar dort gearbeitet hast. Wie kam es dazu?

Es war eine Zeit voller Zweifel und Unsicherheiten, als ich mich entschied, meinen Job zu kündigen, meine Wohnung aufzugeben und einen Flug zu buchen. All das erforderte Mut und löste viele Gedanken und Emotionen in mir aus. Es gab viele Höhen und Tiefen auf diesem Weg, bis ich schliesslich den Schritt wagte. Doch schon nach den ersten Tagen unterwegs wusste ich, dass es die richtige Entscheidung für mich war. Mit der Zeit kehrte mein Wohlbefinden zurück. Schliesslich landete ich, wie viele andere Rucksackreisende, auf den wunderschönen Gili-Inseln in Indonesien. Dort entschied ich mich, meinen Rescue Diver-Schein zu machen. Es fühlte sich gut an, eine Weile an einem Ort zu bleiben. Das Tauchen erfüllte mich, und ich lernte grossartige Menschen kennen, die meine Leidenschaft teilten. Es kam, wie es kommen musste: Plötzlich war ich Dive-Master und kurz darauf sogar Tauchlehrerin.

Du erwähnst, dass die Gesellschaft vorgibt, dass man 40 Jahre lang arbeiten muss. Was hat dich dazu motiviert, diesen Schritt jetzt zu gehen?

Für die meisten von uns ist das Bedürfnis, irgendwo dazuzugehören, sehr stark, wenn auch in unterschiedlichem Masse. Bereits in der Pubertät suchen wir nach dieser Zugehörigkeit, und oft bleibt sie lange Zeit im Fokus. Dann gibt es diese Vorstellung davon, wie man sein soll, um in die gesellschaftliche Norm zu passen, sei es auf dem Arbeitsmarkt oder anderswo. Aus diesem «08/15»-Leben auszubrechen erscheint daher oft unpassend. Das hat mir lange Zeit Angst gemacht – die Angst davor, für meine Wünsche verurteilt zu werden und das Gefühl, nicht mehr dazuzugehören. Letztendlich wurde ich jedoch von einem starken inneren Unbehagen angetrieben, das mich dazu brachte, die Schwelle zu überschreiten und diesen Schritt zu wagen.

Welche Momente haben dazu geführt, dass du auf den Gilis geblieben bist und wie hat dich das verändert?

Nach einigen Monaten auf den Gilis, meiner temporären Heimat, sass ich mit einem Bier am Strand, beobachtete die Wellen und den Sonnenuntergang. Mir fiel auf, dass ich schon lange keine Schuhe mehr trug – ein Moment der Erkenntnis über meinen minimalen materiellen Besitz. Obwohl ich noch nie so wenig materiellen Besitz hatte wie in diesem Moment, fühlte ich mich «reicher» als je zuvor in meinem Leben. Es fühlte sich natürlich an, als hätte ich endlich meinen Platz gefunden. Ich war mutig genug, meinem Bauchgefühl zu vertrauen. Die Sehnsucht nach dem Meer war verschwunden; es war einfach immer da, und ich fühlte mich lebendiger denn je.

Woher nimmst du den Mut, es einfach zu tun? 

Wenn das Gefühl der Unzufriedenheit stark genug ist, stehen einem zwei Möglichkeiten offen: Man kann entweder bitter und traurig werden und sich mit dem Status quo abfinden, oder man entscheidet sich, etwas zu ändern. Ich wollte glücklich sein. Deshalb habe ich etwas geändert. Angst ist ein natürlicher Begleiter. Es geht nicht darum, keine Angst mehr zu haben, sondern darum, sich der Angst zu stellen und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Ich glaube, dass wir hier bei Globetrotter auch die Rolle einer grossen Schwester oder eines grossen Bruders einnehmen können, indem wir unserer Kundschaft zur Seite stehen und ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind. Sie haben uns als Ansprechpartner und vielleicht auch ein wenig moralische Unterstützung.

Wie haben sich deine Erfahrungen auf dein Leben zu Hause und deine Zukunft ausgewirkt?

Das Reisen hat mich mutiger gemacht und meinen Selbstglauben gestärkt. Dadurch habe ich gelernt, für mich einzustehen und meinen eigenen Bedürfnissen zu folgen. Nichts wartet auf mich, also kann ich auch hier als Tauchlehrerin arbeiten. Doch bei dem Wunsch nach einem Neuanfang ist es wichtig zu bedenken: Man kann seinem Leben nicht entfliehen. Die Vorstellung, dass an einem anderen Ort alles anders und besser ist, ist eine Illusion. Ein Urlaub verwandelt sich schnell in den Alltag, und das Leben entfaltet sich nun an einem neuen Ort. Doch indem man sich seinem Leben stellt, wird es oft einfacher, auch mit der räumlichen Distanz zu dem, was man zurückgelassen hat, umzugehen. Manchmal muss man weit weg gehen, um sich selbst zu finden.

Wir haben gehört, dass du auf dieser Reise sogar deinen Lebenspartner kennengelernt hast?

Während meiner Zeit auf den Gilis habe ich meinen Partner kennengelernt, was unser beider Leben auf wundervolle Weise verändert hat. Nun habe ich auch viele Freunde auf der ganzen Welt, was ein grossartiges Gefühl ist - ich fühle mich nicht mehr eingeengt. Durch meine Arbeit als Tauchlehrerin konnte ich auch anderen eine Bereicherung sein...

Du sagst, durch deine Arbeit als Tauchlehrerin konntest du auch andere bereichern.

Immer wenn ich meinen Gästen ihren ersten Blick in die Unterwasserwelt ermöglichen kann und sehe, wie tief es sie berührt, erinnere ich mich an meine eigenen Gefühle in dieser Situation. Jetzt gebe ich mein Wissen weiter, und das Teilen dieser Erlebnisse hat etwas Unbeschreibliches. Ich bin fest davon überzeugt, dass Reisen nicht nur uns persönlich wachsen lässt, sondern auch unser Umfeld bereichert. Indem wir Eindrücke, Erlebnisse und Erkenntnisse teilen, können alle davon profitieren. Jeder kennt das Wort «Trigger». Die sogenannten «Glimmer» sind das Gegenteil und lösen positive Gefühle in uns aus, indem sie uns zur Ruhe kommen lassen und uns an die schönen Momente erinnern. Wenn ich Menschen von meinen Reisen erzähle, erlebe ich genau solche Momente.

Unser Reisetypentest hat dich als «Gestrandete Chillerin» identifiziert. Würdest du sagen, dass das auf dich zutrifft?

Ja, das trifft tatsächlich ziemlich gut auf mich zu. Was nicht so zutrifft, ist, dass ich meist entspannt bin. Ich stehe oft unter Strom. Doch diese Eigenschaft finde ich schön, da ich dadurch euphorisch und energiegeladen bin.

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Schon während ihrer Ausbildung im Hotel spürte Valerie ein Kribbeln. Es war der perfekte Moment, um ins Ausland zu gehen und neue Erfahrungen zu sammeln. Im Interview unten teilt sie mit, was das für sie und ihr Umfeld bedeutet hat und welche Herausforderungen sie dabei überwinden musste. Ausserdem teilt sie ihre Erlebnisse auch mit ihrer Kundschaft der Globetrotter Filiale in Zug.

Erzähle unseren Lesenden gerne mehr von dir.

Ich bin Valerie, 31 Jahre alt und stamme ursprünglich aus Göttingen, Deutschland. Aufgewachsen bin ich in einer grossen Familie mit zwei Hunden. Nach meiner Ausbildung im Hotel war mein Drang, die weite Welt zu entdecken und Erfahrungen für die Zukunft zu sammeln, unaufhaltsam. Nach einem Jahr Work & Travel war für mich klar, dass ich eines Tages auswandern wollte, und siehe da – ich darf mich glücklich schätzen, nun in der wunderschönen Schweiz zu leben.

Du hast insgesamt zweimal Work and Travel gemacht. Wie kam es dazu und was war der Auslöser für diese Entscheidung?

Für meine erste Reise nach Australien war es einfach der perfekte Zeitpunkt. Meine Ausbildung war abgeschlossen, und bevor ich mich auf den Arbeitsmarkt begab, wollte ich mir selbst etwas gönnen – das hatte ich mir irgendwie verdient. Ich suchte nach einer Gelegenheit, meine sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern und mir selbst zu beweisen, dass ich den Mut hatte, so weit weg zu fliegen und in einem fremden Land zu arbeiten. Es war im Grunde eine spontane Entscheidung und ein unkomplizierter Prozess. Allerdings muss ich erwähnen, dass wir zu dritt gereist sind. Allein hätte ich vielleicht mehr Angst gehabt und mich nicht getraut, etwas derartiges zu unternehmen. Wir haben viel recherchiert und schliesslich eine Agentur gefunden, die uns bei der Organisation von Flügen, Visa und Unterkünften unterstützte und vor Ort eine Ansprechperson sowie Infrastruktur bereitstellte. Das gab sowohl uns als auch unseren Eltern ein sicheres Gefühl. Als ich realisierte, dass die Flüge gebucht waren und das Visum bestätigt wurde, war ich einfach nur glücklich und aufgeregt. Ich wusste, dass es eine ganz besondere Reise werden würde.

Wie war es dann in der Realität vor Ort?

In der Realität stellte sich heraus, dass es doch nicht ganz so einfach war, wie wir dachten, als wir einfach losreisten und darauf vertrauten, dass sich alles schon ergeben würde. Wir waren ein wenig naiv anzunehmen, dass wir aufgrund unserer Hotelausbildung problemlos eine Stelle in jedem Hotel finden würden. Wir mussten lernen, mit Absagen umzugehen und verstehen, dass niemand hier auf uns wartete. Es war wichtig, trotz schwieriger Zeiten weiterzumachen und nicht aufzugeben. Daher ist es ratsam, einen groben Plan und ein finanzielles Polster zu haben. Dennoch überwiegen die positiven Aspekte. Man lernt nicht nur die Welt und sich selbst besser kennen, sondern auch im Lebenslauf wird es geschätzt, wenn jemand den Mut hat, seine Heimat zu verlassen und sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden. Die interkulturelle Kompetenz wird erweitert, was im Arbeitsumfeld äusserst wertvoll ist.

Selbst bei allem Gegenwind bist du mit deinem Partner zu einer zweiten Work-and-Travel-Reise aufgebrochen. Was hat euch dazu bewegt, erneut aufzubrechen, und was war diesmal anders?

Die Idee zu dieser Reise kam diesmal von meinem Freund, der nach neuen Erlebnissen und einer Auszeit vom Alltag suchte. Für mich persönlich war ich zunächst unsicher, ob ich den gesamten Prozess noch einmal durchlaufen wollte – Job kündigen, Wohnung aufgeben oder Verträge pausieren. Doch im Nachhinein bin ich dankbar, dass er mich von dieser Idee überzeugen konnte. Diese Reise war völlig anders. Während ich in Australien noch jünger war und den Sommer, den Strand und die Partys genossen habe, war Kanada mit meinem Partner eine komplett neue Erfahrung – allein schon aufgrund des Reiseziels und der Umstände. Wir wurden mit kälteren Temperaturen und neuen Herausforderungen konfrontiert. Hinzu kam die ungewisse Situation während der Covid-Pandemie, ob wir überhaupt reisen können. Letztendlich war es möglich, über Costa Rica und die USA nach Kanada zu gelangen, was eine verrückte und nervenaufreibende Zeit für uns alle war, bis wir das Visum in den Händen hielten. Unsere Geduld zahlte sich aus.

Das Reisen mit einem Partner hat uns beide dazu gebracht, uns selbst und den anderen besonders gut kennenzulernen. Möglicherweise stellt man fest, dass man lieber alleine reist, was völlig in Ordnung ist. Es war jedoch besonders schön zu erkennen, dass ich den richtigen Partner an meiner Seite habe und wir eine wertvolle Zeit zusammen hatten. Wir waren ein gutes Team und konnten uns immer aufeinander verlassen. Kein Tag vergeht, an dem wir nicht an unsere Work-and-Travel-Zeit in Kanada zurückdenken, und wir stehen immer noch in Kontakt mit unserer Gastfamilie, die wir vier Monate lang im Alltag unterstützt haben.

Welche Gefühle haben dich während dieser Zeit begleitet? Gibt es einen Schlüsselmoment oder ein Erlebnis, von dem du weisst, dass es dich nachhaltig verändert hat?

Ein Gefühl der Dankbarkeit begleitete mich während der gesamten Reise. Es war eine Art Glücksgefühl, die Freiheit zu haben, meinen Job zu kündigen, meine Wohnung aufzugeben und alles hinter mir zu lassen. Das ist keineswegs selbstverständlich und eher etwas, das man in jungen Jahren tut, wenn man noch nicht so fest im Leben steht. Die Reise war auch eine finanzielle Herausforderung, aber durch hartes Sparen und die Unterstützung unserer Familien bei Notfällen konnten wir es ermöglichen.

Während unserer Camper-Reise durch die USA wurde mir klar, dass man oft nicht viel braucht, um glücklich zu sein, und dass die Schönheit der Natur auch ohne Luxus zu entdecken ist. In unserem Job in Vancouver in einem Suppenrestaurant erkannte ich den Wert eines grossartigen Teams und wie wichtig es ist, gerne zur Arbeit zu gehen. Man sollte stets offen für Neues sein und sich nicht davor scheuen, Neues und Unbekanntes auszuprobieren. Der Job, bei dem ich stundenlang stand und Gemüse schnitt, brachte mir mehr, als ich anfangs erwartet hatte.

Was hat dir das Reisen über die Welt und über dich selbst beigebracht?

Das Reisen hat mir gezeigt, wie viel Vielfalt und Schönheit es auf der Welt gibt und wie wichtig es ist, diese Chancen zu nutzen. Meine Grossmutter hat uns immer ermutigt, die Welt zu erkunden, solange wir die Möglichkeit dazu haben. Diese Worte haben mich geprägt, denn man weiss nie, was die Zukunft bringt und wie sich die Welt verändert. Daher bin ich dankbar, in einer Zeit zu leben, in der uns die Türen noch offenstehen. Durch das Reisen habe ich auch viel über mich selbst gelernt. Ich habe meine Stärken entdeckt, meine Identität gefestigt und herausgefunden, was mir im Leben wichtig ist. Der Schritt, in ein anderes Land auszuwandern, wäre ohne die Erfahrung des Verlassens meiner Heimat vielleicht immer eine Herausforderung geblieben.

Wie können wir durch solche Reisen unser Umfeld bereichern und verändern?

Ich möchte Menschen ermutigen, ein Auslandsjahr zu machen, sei es allein, mit Freunden oder mit dem Partner. Eine solche Erfahrung ist unvergesslich und lehrreich. Man lernt nicht nur viel über andere Kulturen, sondern auch über sich selbst: Was im Leben wirklich wichtig ist und worauf es ankommt. Es erfordert sicherlich Mut, sich aus seiner Komfortzone herauszuwagen, aber mit etwas Unterstützung, Vorbereitung und Begeisterung kann es zu einer der schönsten Reisen des Lebens werden.

Gemäss unserem Reisetypentest bist du eine «Bewegte Entdeckerin». Inwiefern trifft das auf dich und deine Bedürfnisse beim Reisen zu?

Ich stimme zu, dass ich gerne neue Leute treffe und keine Scheu habe, auf Fremde zuzugehen. Ausserdem bin ich immer bereit, neue kulinarische Genüsse zu entdecken. Von Natur aus bin ich definitiv ein sehr optimistischer und fröhlicher Mensch. Obwohl ich vielleicht nicht die sportlichste Person bin, bin ich dennoch offen für neue Erfahrungen und bereit, mich weiterzuentwickeln. Der letzte Punkt trifft besonders auf mich zu, da ich ein Freigeist bin und immer einen Weg finde, mich durchzuschlagen.

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Shiraz | Iran
Bulgan | Mongolei
Gisenyi | Ruanda
Thaton | Myanmar

Im «Travel News Talk» teilt unsere erfahrene Reiseberaterin Christine Landolt unvergessliche Erfahrungen, Momente der Beunruhigung und wertvolle Ratschläge für Erstreisende, die sich allein in die Welt aufmachen.

Link zum Podcast

Nach ihren ersten Berufsjahren als Flugbegleiterin wechselte sie zu Globetrotter in die Filiale Bern. Im «Travel News Talk» spricht sie über die Vorteile des Alleinreisens und ihre Erfahrungen als Frau, die die Welt mit dem Segelschiff, dem Zug und vor allem mit dem Fahrrad erkundet.

Auch wenn es schon einige Jahre her ist, «beginnt mein Herz immer noch schneller zu schlagen, wenn ich daran denke», sagt Christine. Sie erzählt von einem Vorfall in Brasilien, bei dem sie knapp mit dem Schrecken davonkam, und teilt auch, welche Orte sie meiden würde und wie es war, unfreiwillig in einer Polizeizelle in Südostasien zu übernachten.

Für Frauen, die zum ersten Mal alleine reisen möchten, hat Christine einen Rat: «Es ist ratsam, die erste Solo-Reise in eine Kultur zu planen, in der es üblich ist, dass Frauen alleine unterwegs sind.» Thailand ist ein ideales Einsteigerland. Im Podcast gibt sie weitere Tipps für alleinreisende Frauen, berichtet, worauf sie persönlich beim Reisen achtet, und erklärt, warum sie immer «Seifeblätter» dabei hat.

Mehr zu Christine Landolt

Es brauchte ein Auslandjahr in New York um den Mut für eine eigene grosse Reise zu fassen. Mit DJ-Koffer und dem Ziel erst wieder zu kommen, wenn alles erledigt ist, brach David in die Welt auf und lernte neben der Welt auch seine Frau kennen. Er erzählt von notwendigem Mut, Veränderung und seiner Definition von sich selbst finden. Heute arbeitet er bei Globetrotter im Ticket-Office. 

David als DJ unterwegs in Laos

David als DJ unterwegs in Laos

Laos
Tongariro Crossing

Tongariro Crossing

Neuseeland
Mit seiner Frau unterwegs in Bagan

Mit seiner Frau unterwegs in Bagan

Mianmar
Auf dem Ha Giang Loop

Auf dem Ha Giang Loop

Vietnam

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Aufgewachsen in einer Kleinstadt nicht weit von Berlin, kam bei mir das Reiseinteresse erst später. Mein Verständnis von Reisen war das klassische All inclusive nach Spanien. Erst viel später, als ich bemerkt habe, wieviel junge Leute nach der Schulzeit ein Auslandsjahr absolvierten wie Au Pair und Work & Holiday wurde ich aufmerksam, dass es noch eine andere Form des Reisens gibt. Das Gefühl aus dem Alltag ausbrechen zu müssen, kam bei mir 2018. Nach einem Jobwechsel wurde ich nicht glücklich und konnte mich endlich gegen meine Ängste durchsetzen und konnte meinen lang ersehnten Wunsch in die Tat umsetzen – Work and Holyday in Australien.


Anschliessend hast du dich auf diese Reise begeben. Dabei warst du auch als DJ unterwegs und hast sogar deine Frau kennengelernt. Wie ist es dazu gekommen?

In der Vergangenheit waren für mich das Risiko und die damit verbundenen Ängste zu gross, um auf so eine Reise zu gehen. Erst als ich Beruflich ein Auslandsjahr in New York absolvierte, konnte ich mich selbst überzeugen, wie unheimlich befriedigend ein Neuanfang sein kann. Ich wollte diesen Nervenkitzel und das Abenteuer. Zusammen mit dem unzufriedenstellenden Job, war der Bann gebrochen.

Zu dem Zeitpunkt habe ich mit diesem Hobby erst grad angefangen und wollte es auf Reisen nicht missen. Jeder hat mich zwar angeschaut, wieso ich mit so viel Gepäck reise, aber das war mir in diesem Moment egal. Ich bin in jedem Land zu Bars und Clubs gegangen und habe nachgefragt, ob sie DJs suchen und spielen lassen. In einigen Ländern hat das auch wirklich funktioniert. So habe ich auf Koh Tao in meinem Hostel 50% Rabatt erhalten, wenn ich in der Woche 3-mal auflege. Ausserdem konnte ich auch noch in Laos und Kambodscha ein paar Mal auflegen. In Australien habe ich private Tanzflächen auf Geburtstagen eingeheizt. So konnte ich mir auch noch etwas Taschengeld dazuverdienen.


Hattest du ein Ziel unterwegs? Was hast du gesucht?

Auf dieser Reise wollte ich selber wieder zu mir finden. Ich brauchte dieses Abenteuer und die Herausforderung mich selber durchbeissen zu müssen und Probleme selber zu lösen. Ich habe mir schon vor der Reise gesagt, dass ich erst zurückkehre, wenn ich alle Länder bereits habe, die ich schon immer sehen wollte.


Was bedeutet für dich, dich selbst zu finden? Gab es Schlüsselmomente?


Definitiv die Verlobung mit meiner Frau in Vietnam. Ich habe sie schon ganz am Anfang in Australien kennengelernt, aber es hat noch fast 1 Jahr gedauert, bis wir zusammen durch Asien gereist sind und ich Ihr einen Antrag gemacht habe. Das war ein Schlüsselmoment, wo ich wusste, dass sich nun viel in meinem Leben verändern wird.  Wenn dieser Moment nicht gewesen wäre, dann hätte ich niemals die Entscheidung getroffen in die Schweiz zu ziehen und es wäre auch kein Nachwuchs im Anmarsch.

Das kam alles während des Reisens. Ich habe gemerkt was mir wichtig ist im Leben und worauf es mir eigentlich ankommt. Ich habe dadurch meine materialistische Ader komplett verloren. Ich versuche minimalistisch zu denken und nur Sachen zu besitzen, welche ich wirklich benötige und mich glücklich machen. Weniger ist manchmal einfach mehr. Ausserdem schätze ich die Gemeinsamkeit mit Familie und Freunden jetzt umso mehr. Erfahrungen und eine gute Zeit mit den liebsten zu haben ist das Wichtigste. Die Erlebnisse unterwegs haben mit letztendlich zu der Person geschmiedet, welche ich heute bin.


Auf einer Reise verändert man sich. Was hast du unterwegs gelernt?

Das alles immer viel schwieriger Aussieht als es eigentlich ist. In jedem Land waren Menschen hilfreich und freundlich. Im Grossen und Ganzen hat mich hat diese Erfahrung stärker und entschlossener gemacht. Ich schätze die Gelegenheit, meine eigenen Erlebnisse mit anderen Menschen so näher zu bringen, dass die Begeisterung überspringt und sie es selbst erleben wollen. Persönliche Erfahrung wird immer besser sein, wie Bilder in einem Katalog.

Für etwas ganz Wichtiges brauchte ich aber keine Reise um zu wissen, dass ich das wollte. Nach dem ersten Date bin ich nach Hause gekommen und habe zu meinen Mitbewohnern gesagt, dass ist die Frau, welche ich heiraten möchte. Ich habe den Ring in Malaysia gekauft und als wir später zusammengereist sind, habe ich bloss auf den richtigen Moment gewartet. Den Antrag habe ich dann in Hoi An gemacht. Waren ausnahmsweise mal in einem schönen Hotel, hatten gutes Essen und eine romantische Atmosphäre. Da hat es dann auch mit dem Antrag funktioniert.


Wie war für dich die Zeit nach der Reise?

Das war eine schwierige Zeit. Ein Grossteil hat auch etwas mit Corona zu tun gehabt. Nichts hat funktioniert. Es kamen einige Dinge zusammen, welche die Stimmung vermiest haben. Ausserdem noch dieses Gefühl, dass ich das ganze Arbeitssystem in Frage gestellt habe. Wenn man einmal in den Genuss gekommen ist, frei zu leben, dann ist es schwierig sich in einem Job einzufinden, welchen man nicht geniesst. Es kam mir vor, als habe ich mich unglaublich eiterentwickelt. Als Person, meine Gelassenheit und auch kulturell gesehen - und die Heimat ist irgendwie einfach stehen geblieben.

Ich musste meine Papiere für die Heiratsdokumente beantragen. Das hat alles ewig gedauert, meine Frau konnte Ihr Visum nicht beantragen, weil die deutsche Botschaft in Japan für Besucher geschlossen war und ich habe in einem Call Center gejobbt, weil es sonst nichts Besseres auf dem Jobmarkt gegeben hat. Als meine Frau dann nach Deutschlang kommen konnte und wir unsere gemeinsame Zukunft in Angriff nehmen konnten, hat sich dann das ganze gelegt. Es hat zirka ein Jahr gedauert, bis ich das Gefühl hatte, wieder angekommen zu sein.

Gespräch mit Martina Zschocke, Reisepsychologin

Martina Zschocke ist Reisepsychologin an der Universität Görlitz, hat mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht und kennt sich in der Welt des Reisens aus. Mit ihr sprechen wir über Perspektivenwechsel, was reisen mit einem macht und was «zu sich selbst finden» wirklich bedeutet.

Martina Zschocke, Reisepsychologin

Martina Zschocke: Es gibt grundlegend zwei Motiv-Arten, welche die Menschen antreiben, eine Reise zu machen. Einerseits wird man von seinem zu Hause wie weggedrückt oder von etwas draussen in der Welt angezogen. Diese Motive sind seit jeher dieselben.  

Beispiele hierfür können sein: ich muss raus, ich brauche Abwechslung. Ich habe die Monotonie des Alltags satt und habe den Wunsch nach Veränderung oder will etwas lernen. Gesellschaftliche oder Religiöse Gründe können hier auch einen Einfluss haben. Eine Reise nach Mekka oder der Wunsch, etwas gleich Eindrückliches zu erleben wie meine Kolleg*innen. Ein weiteres Motiv kann ein Problem sein, das man im Leben hat und gelöst werden soll. Themen, für die man Abstand benötigt und eine Perspektive von aussen sucht.

Die Gründe, warum einem etwas anzieht, sind meist etwas komplexer. Ein Interesse an anderen Kulturen, anderen Menschen, anderen Lebensweisen. Die Sehnsucht nach Freiheit, Natur, Berge, Meer. Oder sogar Kindheitsträume? Filme, die man gesehen hat?

Bei den meisten Menschen sind beide Motive in etwa gleich ausgeprägt. Je nach Lebensphase können die Gründe für eine Reise ganz andere sein.

Martina Zschocke: Oft wünscht man sich auf Reisen eine Veränderung seiner selbst und plant sie sogar. Je nach Reise funktioniert das tatsächlich auch gut und es ist ein valider Kanal, um solche Ideen anzugehen.

Wann, wie und ob das passiert, ist allerdings schwer planbar. Ich habe Geschichten gehört von Leuten, die auf Weltreise gegangen sind und primär die Welt sehen wollten und der Spass im Vordergrund stand. Während der Reise haben sie sich dann aber grundlegend verändert und nach der Rückkehr festgestellt, dass dieser Wandel, obwohl nicht der Hauptgrund für die Reise, das Bleibendste war.

Viele Menschen sagen, dass sie aus bestimmten Gründen auf eine Reise gehen. Andere gehen ohne spezifischen Anlass. Doch bei längeren, intensiven Reisen ist die Wahrscheinlichkeit einer Veränderung oft höher. Ob das nun geplant war oder nicht.


Globetrotter: Wie zeigt sich das?

Martina Zschocke: Beispiele, die dafür oft genannt werden, können sein, dass man vor der Reise schüchtern gewesen ist. Man lebte sehr angepasst und das Selbstbewusstsein war klein. Durch die Reise kam dann das Gefühl, mit jeder Situation klarzukommen und daraus kann Selbstbewusstsein entstehen. Auch hier muss es nicht das Ziel der Reise gewesen sein, aber durch die Umstände ist es dann einfach passiert. Ein wichtiger Faktor spielt dabei die Zeit und die Intensität und natürlich ist jeder Mensch verschieden.

Martina Zschocke: Wenn man in der Menschheitsgeschichte zurückschaut, dann gab es da immer wieder die sogenannten «Heldenreisen». Raus in die Welt gehen, sich bewähren, um wirklich sagen zu können, wer bin ich eigentlich? Was will ich eigentlich in meinem Leben?

Identität ist etwas Dynamisches. Während man früher dachte, Identität ist statisch und bleibt für immer gleich, so ist heute erwiesen, dass dem nicht so ist. Zu sich selbst finden ist somit ein Prozess, der einen das ganze Leben lang begleitet. Dazu gehören Fragen wie «Wer bin ich jetzt?» «Wer will ich sein?» und «Wie komme ich dahin?».

Es ist hilfreich zu erkennen, was im Leben fehlt. So stellt man vielleicht in einer bestimmten Lebensphase fest, dass man aus dem hölzernen Alltag ausbrechen möchte. Ein solcher «Ausbruch» könnte ein Aufenthalt von einem Jahr in Italien sein – in einer Gesellschaft, die lebendig und nicht eintönig ist. Doch ist es oft schwierig, zu wissen, was uns wirklich fehlt, da unsere Bedürfnisse sich ständig ändern.

Man kann zwar professionelle, psychologische Hilfe suchen, aber eine Reise kann ähnlich bereichernd sein. Sie kann Anregungen bieten und uns unserem idealen Selbstbild näherbringen.

Martina Zschocke: Es hängt immer von den spezifischen Ängsten ab. Der Weg zu einer Reise ist ein eigener Prozess, wobei schon viel passieren kann. Was fehlt mir, was hemmt mich? Wie gross ist das Bedürfnis nach einer Reise wirklich? Und wenn ich so sehr Angst habe, ist es die richtige Lösung oder ist ein anderer Weg der Richtige?

Es ist oft nicht ratsam, Personen, die sich grosse Sorgen machen, zu sehr zu drängen. Die Fremde ist für Viele eine Grenzerfahrung und erfordert je nach Typ Mensch einen anderen Weg zum Ziel. Es gibt auch Menschen, die gar nicht reisen wollen, es aber machen, weil es die Gesellschaft erwartet.

 Das Reiseangebot ist heute sehr umfangreich, und für jeden Bedarf gibt es passende Unterstützung - es gibt Profis, die einem dabei helfen. Wer wirklich reisen möchte, wird dies früher oder später auch tun, wobei der individuelle Weg dorthin bereits viel in einem bewirken kann.

Martina Zschocke: Die Vorfreude spielt eine grosse Rolle beim Reisen. Es ist nachgewiesen, dass Vorfreude auf Erlebnisse wesentlich grösser ist als Vorfreude auf Materielles. Mit der Vorfreude beschäftigt man sich mit der zukünftigen Reise und was man erleben will. Aus Studien geht aber auch hervor, dass man mit Erwartungen vorsichtig sein muss, weil das Risiko für Enttäuschungen grösser wird.

Offenheit ist entscheidend, um positive Überraschungen im Leben zu erleben. Ich finde entscheidend, dass es nicht nur darum geht zu sehen und wahrzunehmen, sondern auch zu fühlen und zu spüren. Wer offen und ohne Vorurteile an neue Erfahrungen herangeht, kann unterwegs ähnliche Gefühle wie vor der Reise erleben.  

Martina Zschocke: Ich bin eher skeptisch bei Projekten, wo so etwas geplant wird. Dann ist schon vordefiniert, was das Ergebnis sein soll. Dadurch verlässt man selten seine alten Gewohnheiten, da man im gewohnten Denkmuster plant. Man kann zwar günstige Bedingungen schaffen, aber es gibt keine Garantie, besonders was die Langfristigkeit betrifft.

Ob eine Weltreise, «Work and Travel» oder eine Backpacking Reise von drei Monaten irgendwo auf der Welt - alles kann zu einer persönlichen Pilgerreise werden; wenn man es zulässt, der Moment stimmt sowie die Menschen, die man trifft. Denn jede Reise hat eine Bedeutung. Ansonsten hätte man sich nicht dafür entschieden, sie zu unternehmen.

Reisen bedeutet, den Alltag hinter sich zu lassen. Ich denke, 2-3 Wochen reichen bei den Wenigsten aus, um tiefgreifende Veränderungen zu erleben. Um Lebensentwürfe und Entscheidungen zu hinterfragen und sich damit auseinander zu setzen, braucht es Zeit und Abstand. Trotzdem passieren oft genau dann Veränderungen, wenn man es am wenigsten erwartet.

Martina Zschocke: Das ist so. Die Fremde dient dem Reisenden oft als Spiegel. Jede Begegnung, jeder Ort bietet einem die Chance, ungehemmt zu reflektieren und zu spüren, wie man wahrgenommen wird. Fern vom gewohnten Umfeld und seiner normalen Rollen ist man oft offener und weniger gehemmt, was neue Perspektiven und Handlungsoptionen eröffnet.

Das hilft bei der Selbstreflektion und kann zu befreiten Gefühlen und Selbstbewusstsein führen – zu Veränderungen, die im angestammten Umfeld nicht möglich sind. Diese Erfahrung kann je nach Thema und Selbstwahrnehmung schön sein, aber auch erschütternd.

Es gibt Menschen, die beschreiben den Prozess wie die Häutung einer Schlange. Eigentlich hat man schon immer gespürt, was unter der Haut steckt – die man zuerst ablegen musste.

Für manche bedeutet eine Reise einen kompletten Richtungswechsel, für andere das Intensivieren bestimmter Lebensaspekte. Nach der Heimkehr kann dies den Beginn einer neuen Lebensphase erleichtern.

Martina Zschocke: Ich habe mit Globetrottern gesprochen, die kamen nach Hause, wo ihnen die Decke auf den Kopf fiel und sie wieder aufgebrochen sind – viele davon sind heute noch unterwegs und haben ihr Leben komplett verändert. Andere wiederum sind wieder daheim angekommen und sesshaft geworden. Auch hier ist es sehr individuell.

Das sieht man auch dadurch, dass die einen stets viel Anregungen und Neuem benötigen, um sich nicht zu langweilen. Das haben sie unterwegs erlebt und nun fällt es ihnen schwerer, sich wieder einzuleben. Je nach Reise hat man eine hohe Ausschüttung von den Hormonen Endorphin und Adrenalin. Wenn das dann wegfällt, kann das erst mal ein Loch hinterlassen.

Du warst lange unterwegs, du hast dich verändert - dein zu Hause aber nicht. Es wäre falsch zu sagen, dass man nun weiterleben kann, als wäre nichts passiert. Viel Reflektion findet nun statt und es braucht in diesem Prozess Zeit, Ehrlichkeit und Mut. Das Bedürfnis, sich nach einer längeren Reise zuerst zurückzuziehen ist normal, um den «Kulturschock» der Rückkehr zu verarbeiten.   

Im Idealfall entwickelt man einen Weg, die Reiseerfahrungen ins Alltagsleben einzubinden. Daraus entwickelt sich oft eine vielseitige Identität, geprägt von zuhause und den Einflüssen der Reisen.

Martina Zschocke: Es ist wissenschaftlich erwiesen, das Reisen bei leichten und mittelschweren Depressionen helfen kann. Zudem beschreiben mehrere Schriftsteller aus allen Epochen ihre Reisen als heilend. Depressionen, psychische Sehstörungen, die über Jahre behandelt worden sind, wurden durchs Reisen gelindert.

Die Stimulierung der Wahrnehmung beim Reisen und die Notwendigkeit, sich nach aussen zu orientieren, kann Menschen in psychologisch schwierigen Phasen helfen, aus den eigenen, kreisenden Gedankenmustern auszubrechen. Neue, interessante soziale Kontakte, mehr Bewegung und mehr Sonnenlicht tragen ihrerseits zur Linderung von depressiven Symptomen bei. Zudem fördert das Eintauchen in andere Kulturen, fern vom Alltag, die Kreativität und das Entwickeln neuer Ideen.

Auf der anderen Seite kann Reisen auch Risiken bergen.  Auf Reisen kann man leicht übermüdet sein oder empfindet eine Reizüberflutung. Für manche, wie Epileptiker, kann schon das flackernde Licht im Zug zu viel sein. Hier ist die Abklärung mit einem Arzt vor einer Reise wichtig.  

Martina Zschocke: Einfach gesagt: Auf Reisen erhöht sich die Chance, etwas Neues wie Tauchlehrer*in zu werden, weil das Meer und die Gelegenheit direkt vor Ort sind. Solche Optionen tun sich oft erst auf Reisen auf. Zudem wird man flexibler im Denken und entwickelt in neuen Umgebungen leichter Ideen. Das alles wird durch den Mut gefördert, den man fernab der gewohnten Umgebung spürt.

Trotz aller Veränderungen in der Welt bleiben die Kerngeschichten und Emotionen der Reisenden über die Jahre hinweg beständig; die Details mögen sich wandeln, doch das transformative Erlebnis einer Reise bleibt unverändert.

Herzlichen Dank für das Interview!

Moke Lake | Neuseeland
Salar de Uyuni | Bolivien
Serengeti | Tansania

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