Über wilde Tiere, Biltong und Safari Rallye
Möchtest du dem jährlichen Entspannen am selben Ort entkommen? Dann lass mich dir erzählen, warum du deine nächste Reise eine Safari sein könnte. Es gibt nichts Aufregenderes, als die Wildnis zu erkunden, Adrenalin zu spüren und zum richtigen Zeitpunkt den Auslöser zu drücken. Begleite mich auf meiner Reise nach Südafrika und wir entdecken gemeinsam diesen faszinierenden Teil der Welt!
Vorbereitung
Los geht's! Zeit für ein Safari-Abenteuer, das bereits zu Hause beginnt. Lass uns jedoch gleich mit dem einzigen Negativpunkt meines Beitrags beginnen: Wie bringe ich zwei riesige Teleobjektive in mein Gepäck? Als Fotoreiseleiter für Foto Zumstein habe ich nicht nur meine eigene Ausrüstung dabei, sondern auch häufig von meinen Gästen gemietete Hardware. In diesem Fall handelt es sich um ein imposantes 400mm Canon-Teleobjektiv und das noch beeindruckendere 600mm Sony-Objektiv. Also leihe ich mir heimlich einen Transportkoffer von unserer Rent-Abteilung aus, in dem neben den genannten Objektiven auch mein Stativ und verschiedene andere Gadgets Platz finden. Problem gelöst! Schliesslich soll im persönlichen Reisegepäck genug Platz für Souvenirs sein – dass diese Souvenirs erst viel später als ich in die Schweiz zurückkehren würden, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber dazu komme ich später. Jetzt starten wir erst einmal unser Abenteuer.
Nach dem Nachtflug nach Johannesburg und dem Umsteigen auf unser Flugzeug nach Hoedspruit, das sich bereits in der Nähe des Kruger Nationalparks befindet, kommt fast ein Gefühl ein exklusives Gefühl auf. Die kleine Maschine verfügt über so kleine Gepäckfächer, dass die freundliche Dame beim Boarding unsere Fotorucksäcke mit gelben Labels kennzeichnete und uns bat, die Rucksäcke beim Flugzeug abzugeben, damit sie im Frachtraum verstaut werden können. Als wir ihr jedoch den Wert des Inhalts erklärten, verschwanden die gelben Labels schnell wieder, und wir durften die Rucksäcke unter den Sitzen transportieren. Die Beinfreiheit war quasi gleich null, aber immer noch besser, als unsere teure Fotoausrüstung im rumpeligen Frachtraum zu wissen.
Nach unserer Ankunft in Hoedspruit werden wir bereits von unserem Lokalmatador und zusätzlichem Reisebegleiter HP Dubler erwartet. HP ist Schweizer, und führte viele Jahre lang ein Fotofachgeschäft im Kanton Aargau. Seine langanhaltende Faszination für Afrika und der Wunsch, in seinem Leben noch andere Dinge zu erleben als den stressigen Job eines Geschäftsleiters, führten dazu, dass er seine Firma verkaufte und eine Ausbildung zum Field Guide im Krüger Nationalpark absolvierte.
Wir tauschen unsere Reisekleidung gegen Shorts und Flipflops, steigen in unseren Toyota Quantum und lassen uns von HP in die nur 30 Minuten entfernte Imagine Africa Lodge bringen. Diese liegt im Olifants West Nature Reserve, und kaum sind wir angekommen, fühlen wir uns in eine völlig andere Welt versetzt. Unsere Gruppe, die nach dem Nachtflug und der Busfahrt noch im Reisemodus ist, kann nun endlich zur Ruhe kommen. Die Weite, Stille und schlichte Schönheit der Lodge und ihrer Umgebung helfen uns dabei, den Alltag vollständig zu vergessen und zur Ruhe zu kommen.
Ich möchte dies bewusst erwähnen, denn in unserem Titel war noch von Adrenalin und Abenteuer die Rede. Doch ich sollte bald lernen, dass auf einer Safari-Reise beide Aspekte vorhanden sind. In der Regel erlebt man morgens und abends aufregende Game Drives voller Spannung und Emotionen, während man tagsüber auf der Terrasse des Bungalows sitzt, die Ruhe geniesst, ein Buch liest oder gerade auf dem Laptop die soeben geschossenen Bilder betrachtet.
Imagine Africa – Der erste Game Drive
Ich nehme mir gemütlich Zeit, um auszupacken und meine Kameraausrüstung startklar zu machen. Ein wenig erkunde ich auch die Lodge, wo meinem Fotografenauge schon einige sehr farbenfrohe Vögel auffallen – dazu bald mehr. Doch jetzt ist es an der Zeit, in der Lobby der Lodge unseren Fahrer und den Tracker (Spurenleser) zu treffen. Als Laie habe ich das Gefühl, dass der Tracker sehr exponiert auf einem speziell montierten Sitz vor der Kühlerhaube des Safari Jeeps sitzt. Ich muss zugeben, dass ich mich zuvor nicht wirklich mit diesem Aspekt auseinandergesetzt hatte und keine genaue Vorstellung davon hatte, was es bedeutet, auf einem offenen Jeep ohne Glas oder Absperrung nur wenige Meter von einem Löwenmännchen entfernt zu stehen und auf seine riesigen Reisszähne zu starren. Als ich den Jeep sehe und diese Gedanken aufkommen, spüre ich das Adrenalin deutlich steigen. Aber unser Guide Happy, dessen Name Programm zu sein scheint, beruhigt uns: «Steht nicht auf und haltet keine Arme oder Beine aus dem Jeep, dann passiert nichts!» Na, dann kann es ja losgehen.
Ich finde unseren Tracker wirklich bemerkenswert, ein eher stiller Zeitgenosse, der meistens konzentriert auf den Boden schaut. Während wir die Umgebung aufmerksam beobachten, genügen ihm zwei Worte für unseren Fahrer, drei typische Schnalzlaute in der Xhosa-Sprache und ein Fingerzeig, und schon stehen wir vor unserem ersten Löwenrudel. Die Angst weicht der Faszination. Eine Löwin kommt nicht nur wenige Meter, sondern wenige Zentimeter an uns heran und schnuppert an unseren Reifen. Nun ist die Löwin so nah, dass ich ihren Geruch riechen und die kleinen Blutsprenkel um ihre Schnauze sehen kann. Nun ja, immerhin hat sie wohl keinen Hunger mehr, denke ich mir. Eine Teilnehmerin unserer Gruppe rutscht merklich näher an ihren Freund heran und fragt HP: «Riecht der Löwe, dass ich ein wenig nervös bin?». «Kein Problem», antwortet HP, und auch Happy ergänzt, dass die Löwen an die Silhouette des Jeeps gewöhnt sind und sogar die Kleinen lernen, dass wir keine Fressfeinde sind. Offensichtlich hat mein Bewusstsein Happy geglaubt, denn von nun an bin ich nur noch fasziniert, und das Adrenalin ruft nur noch Glücksgefühle und keine Ängste mehr hervor.
An diesem ersten Tag sehen wir auch schon die ersten Elefanten, Giraffen und scharenweise Antilopen. Doch zum Sonnenuntergang ist es nicht Zeit, zum Camp zurückzukehren, sondern Zeit, eine bald geliebte Tradition und einen uns ständig begleitenden Snack kennenzulernen: den «Sundowner», sozusagen das südafrikanische Pendant zu unserem Apéro! Wir halten an einem schönen, oft auch wegen der Löwen übersichtlichen Ort an, geniessen Biltong – ja, das ist der erwähnte Snack – und geröstete Macadamia-Nüsse sowie einen leckeren südafrikanischen Gin.
Biltong – der ständige Begleiter auf unseren Foto-Safaris
Was wäre eine Safari ohne Biltong? Wahrscheinlich nur halb so schön! Dieses Trockenfleisch ist nicht nur unglaublich lecker, sondern auch äusserst praktisch. Es lässt sich problemlos transportieren und bleibt lange frisch. Ausserdem passt es hervorragend als Snack zu unserem obligatorischen «Sundowner» Gin.
Wie schmeckt Biltong? Das ist eine Frage, die sich viele stellen, die noch nie in den Genuss dieses südafrikanischen Snacks gekommen sind. Natürlich schmeckt es nach Fleisch, aber das wäre zu einfach. Biltong hat ein einzigartiges Aroma, das von den Gewürzen und der Zubereitung abhängt. Es ist gleichzeitig salzig und würzig und weist eine intensive Fleischnote auf. Manche vergleichen den Geschmack mit Beef Jerky, aber persönlich finde ich, dass Biltong viel zarter und saftiger ist.
Aber was genau ist Biltong eigentlich und wie wird es hergestellt? Im Grunde handelt es sich um luftgetrocknetes Fleisch, das in dünne Streifen geschnitten wird. Das Fleisch wird zuerst mariniert und dann an der Luft getrocknet. Hierbei spielt die Luftfeuchtigkeit eine entscheidende Rolle – idealerweise sollte sie niedrig sein und eine konstante Temperatur von etwa 20-25 Grad Celsius herrschen. Dadurch wird es haltbar gemacht und behält seinen intensiven Geschmack. Zur Zubereitung von Biltong benötigt man nicht viel: Fleisch (meist Wild oder Rind), Essig, Gewürze (wie Pfeffer, Paprika oder Chili) und etwas Salz. Gelegentlich können auch Hilfsmittel wie Backpulver oder Worcestersauce verwendet werden, um den Geschmack zu verfeinern und die Trocknungszeit zu verkürzen. Im Grunde gilt jedoch: Je weniger Zutaten, desto besser! Biltong soll schliesslich ein natürlicher Snack sein, der uns auf unseren Safaris begleitet und uns mit Energie versorgt. Probiere es aus und lass dich von diesem südafrikanischen Snack verführen!»
Biltong
Aber warum ist Biltong in Südafrika, aber inzwischen auch in anderen Ländern, so beliebt? Ganz einfach: Es ist ein nahrhaftes und proteinreiches Snackfood, welches uns auf unseren Safaris und längeren Autofahrten schnell und unkompliziert mit Energie versorgt.
Neben aufregenden Tierbeobachtungen bietet die Foto-Safari auch eine kulinarische Erfahrung. Du kannst dich also getrost darauf einstellen, dass du bei einer Safari zwei bis drei Kilo zulegen könntest.
Jedenfalls werden wir nach einer nächtlichen Jeep-Fahrt mit atemberaubenden Blicken auf einen schier unglaublichen Sternenhimmel in der Lodge mit einem köstlichen lokalen Abendessen namens Bobotie empfangen. Wir geniessen noch ein wenig lokalen Wein und sprechen über das, was wir zuvor gesehen haben, bevor wir alle mit grossartigen Bildern im Kopf und Vorfreude auf den nächsten Tag in unsere Betten sinken.
Game Drive 2 bis 6
In den nächsten drei Tagen tauchen wir in eine Art Traumwelt ein – eine Welt, die zwar von Routine geprägt ist, aber alles andere als langweilig. Ich gehe frühzeitig schlafen, schlafe wie ein Murmeltier und stehe auf, wenn die Löwen sich gute Nacht sagen. Tatsächlich stehe ich sogar noch ein bisschen früher auf, denn wir möchten die nachtaktiven Raubtiere, zu denen Löwen, Leoparden und Hyänen gehören, nicht nur beim Schlafen beobachten und fotografieren. Also stehen wir früh auf, für mich sehr früh, und geniessen gigantische Sonnenaufgänge vom Jeep aus. Wir beobachten Nashörner, Giraffen, Elefanten, Wildkatzen, Wildschweine, Antilopen, Hyänen (die Liste könnte endlos weitergehen) – und das alles in freier Wildbahn, spontan und in den unterschiedlichsten Situationen. Man weiss nie, was einen hinter dem nächsten Hügel oder Baum erwartet. Jeder Moment ist einzigartig, und ich bin erstaunt über die Vielfalt der Tierarten, die sich hier täglich vor meiner Linse tummeln.
Vogelsafari
Der Hinweis auf den Baum war gut, denn ich hätte fast die oben erwähnten Vögel vergessen, die oft auf den Bäumen sitzen. Bis jetzt hatte ich fotografisch kein grosses Interesse an Vögeln, aber tatsächlich hat mich der «Ornithologie-Virus» gepackt. Die hier anzutreffenden Vögel sind teilweise so farbenfroh, dass es fast surreal wirkt. Ebenso gelingt es mir, stolze Adler und majestätische Geier mit meiner grossen Linse beeindruckend zu fotografieren.
Tagesablauf
Je nachdem, was uns unterwegs begegnet, kehren wir normalerweise zwischen 10 und 11 Uhr zur Lodge zurück. Dort essen wir, entspannen uns, führen Gespräche über Gott und die Welt oder fotografieren von der Lodge aus. Direkt vor dem Zaun gibt es ein Wasserloch, an dem gelegentlich Elefanten und Hyänen auftauchen. Aber ganz sicher sieht man viele Vögel, die das Wasserloch besuchen oder sich in den umliegenden Bäumen putzen. Daher ist die Kamera immer griffbereit. Gegen 17 Uhr treffen wir uns erneut für die nächste Game Drive und beenden den Tag mit dem liebgewonnenen Sundowner und einem fast garantiert köstlichen Abendessen. Es entwickelt sich eine gewisse, sehr entschleunigende Routine, aber die Game Drives selbst sind so vielfältig und spannungsreich, dass Langeweile nie aufkommt.
Moholoholo Forest Camp & Rehab Center
Weiter geht es nach Moholoholo. Man muss ein wenig aufpassen, wie viele «Olo's» man in den Namen setzt. Aber wenn man bei dem einmal mehr sehr freundlichen Empfang in der Lodge die richtige Aussprache hört, kann man sich leicht daran erinnern. Es hört sich dann nämlich eher wie zwei Wörter an: Moholo Holo... einfacher, oder? Unsere neue Lodge befindet sich dieses Mal mitten in einem Wald direkt unterhalb der malerischen Drakensberge. Sie ist ganz anders als unsere erste Lodge, aber auch hier fühlt man sich sofort wohl und gut aufgehoben. Ein neuer, entzückender Aspekt dieser Lodge sind die vielen kleinen Affen, die sich auf dem Gelände tummeln. Allerdings gestaltet sich das Fotografieren von ihnen eher schwierig, muss ich feststellen.
Am selben Tag besuchen wir auch das gleichnamige Rehabilitationszentrum. Es handelt sich um eine Auffangstation für verletzte, vergiftete oder in der Natur nicht überlebensfähige Tiere. Die Station finanziert sich teilweise durch Eintrittsgelder, und man kann dort wirklich aussergewöhnliche Tiere sehen, wie weisse Löwen, schwarze Leoparden, oder man kommt Greifvögeln näher als in der freien Wildbahn.
Blyde River Canyon und Bourke’s Potholes
Um unseren Alltag als Wildtierfotografen und -Fotografinnen etwas aufzulockern, widmen wir uns zwei Tage lang hauptsächlich der Landschaftsfotografie. Die Locations für diese Tage sind dementsprechend spektakulär. An diesem ersten Morgen besteigen wir ein Boot, bei dem uns der Guide zunächst eine äusserst unterhaltsame Sicherheitsunterweisung gibt. Ich möchte hier anmerken, dass die Südafrikaner dem Leben etwas entspannter begegnen und sehr freundlich sind. Aber zurück zum Blyde River Canyon. Auch bekannt als das «Tor zu Gottes Fenster», handelt es sich um den drittgrössten Canyon der Welt und einen wahrhaft magischen Ort. Die Natur hat hier zweifellos ihr Meisterwerk geschaffen. Jeder Blickwinkel bietet eine neue Perspektive und eine neue Möglichkeit, die Schönheit des Canyons fotografisch festzuhalten. Wenn das Fotografieren vom Boot aus schon spektakulär ist, geniessen wir beim Sonnenuntergang oberhalb des Canyons perfektes Licht, und die Aussicht über den Canyon ist phänomenal.
Nicht weniger spektakulär ist unser Besuch am zweiten Tag, bei den sogenannten Bourkes Luck Potholes. An diesem Ort treffen die beiden Flüsse Blyde (Fluss der Freude) – ja, der fliesst in den zuvor besuchten Canyon – und Treur (Fluss der Trauer) aufeinander. Der Namensgeber des Gebiets, Tom Bourke, hatte wohl Freude empfunden, als er im späten 19. Jahrhundert hier Gold entdeckte. Doch bald darauf verspürte er Trauer, als er feststellte, dass sich die zugehörige Goldader ausserhalb seines Claims befand. Ob er aufgrund dieser Umstände auch Namensgeber für die Flüsse war, ist mir nicht bekannt.
Shimungwelodge – Thornybush Reservat
Wir kehren wieder zu unserer gewohnten Routine zurück. Ich möchte betonen, dass ich hier schon seit einigen Tagen bin und nicht erwartet hätte, so viele Tiere so nah vor meine Linse zu bekommen. Das Fotografieren der Tierwelt in ihrer natürlichen Umgebung ermöglicht es uns auch, das Verhalten und die Interaktionen der Tiere zu beobachten. Ich hatte das Glück, Zeuge von Futterjagden, Paarungsritualen und anderen faszinierenden Verhaltensweisen zu sein. Heute hatten wir das Vergnügen, einen Leoparden zu beobachten, wie er seine Beute auf einen Baum hievte. Diese Technik ermöglicht es ihm, in Ruhe zu essen, denn sobald ein Löwe oder eine Hyäne auftaucht, ist es vorbei mit der Gemütlichkeit, und der Leopard müsste fast immer seine Beute am Boden aufgeben. Die Ruhe war auch vorbei, als unser neuer Guide über Funk den Hinweis auf dieses Ereignis erhielt. Da sich der Ort des Geschehens einige Kilometer entfernt befand, lernten wir den Ausdruck «Safari Rallye» kennen. Ich hätte nicht gedacht, dass man mit einem Toyota Landcruiser auf unwegsamem Gelände mit dieser Geschwindigkeit unterwegs sein und fast schon Parabelflüge simulieren kann. Aber für die einzigartigen Fotos hat sich die Adrenalinausschüttung gelohnt.
Gut zu wissen:
Es lohnt sich auch wirklich, neben dem grossen Kruger Nationalpark, ein paar Nächte in kleineren privaten Reservaten wie der Shimungwe Lodge oder Imagine Africa zu verbringen, insbesondere wenn man fotografieren möchte. Der Unterschied ist erheblich. Im Kruger Nationalpark dürfen die meisten Strassen nicht verlassen werden. Wenn du also ein Löwenrudel siehst, das 100 Meter entfernt ist, ist es vorbei mit dem tollen Foto. In privaten Wildreservaten kannst du bei einer Sichtung auch mal Off-Road fahren, um den Tieren näher zu kommen.
Marloth Park – Kruger Nationalpark
Nun sind wir also an unserer letzten Etappe angekommen, dem Marloth Park, nahe der Grenze zu Mosambik. Dieser Park zeichnet sich durch eine Besonderheit aus: Hier leben offiziell nur pflanzenfressende Wildtiere. Man kann also unbesorgt auch zu Fuss den Park erkunden. Als mich HP dennoch nachts nicht allein von der Hauptlodge zu unserem Quartier, eine Strecke von knapp 150 Metern, laufen lässt, lächelt er nur und sagt: «Wildschweine lieben es zu graben». So erfahre ich, dass der um den Park gelegte Zaun seiner Aufgabe nicht immer gerecht wird. «Und ja, die Löcher sind teilweise gross genug, dass auch mal ein Löwe hindurchpasst», führt er weiter aus. Okay, ja, ich laufe nun auch lieber mit HP die paar Meter zu unserer Unterkunft. Aber er fügt noch hinzu, dass es eine App gibt, die den ungefähren Standort der Löwen anzeigt (nur ungefähr, um Touristenstaus bei Sichtungen zu vermeiden – auch das werde ich noch früh genug erleben). Also kein Problem.
Wir geniessen jedenfalls alle, nach den langen Fahrten in Jeeps und unserem Bus, auch mal zu Fuss unterwegs zu sein. Die üblichen Beutetiere wie Kudus, Impalas, Nialas und Co. sind aufgrund des weitgehenden Fehlens ihrer natürlichen Feinde viel entspannter und nicht sehr scheu gegenüber Menschen. Dies führt zu einigen einzigartigen und hautnahen Begegnungen. Fast bei jeder Rückkehr in die Lodge oder beim Aufstehen werde ich von einer Giraffe, einer Antilope oder einem Zebra begrüsst.
An unserem zweiten Tag im Marloth Park steigt der Adrenalinspiegel nochmals merklich an. Gut eingepackt sitzt unsere Gruppe in einem offenen Jeep und fährt in aller Frühe zum nahegelegenen Kruger Nationalpark. Heute sind wir wieder zu Fuss unterwegs, aber dieses Mal mitten in der Welt der «Big Five», begleitet von zwei bewaffneten Rangers. Diese Waffen werden nur im äussersten Notfall verwendet, was aufgrund ihrer Erfahrung in der Regel nie nötig ist. Trotzdem ist es ein mulmiges Gefühl, wenn man in der Steppe unterwegs ist und das Brüllen eines Löwen in der Nähe hört, und man das Gefühl hat, dass er gleich hinter dem nächsten Gebüsch auftauchen könnte. Mir wird bewusst, wie meine Sinne plötzlich geschärft sind und wie ich jedes Rascheln in der ansonsten absoluten Stille wahrnehme.
Aber wir haben Glück. Die Löwen und Geparden haben heute keine Lust auf uns, und die Hyäne, die etwa 30 Meter von uns entfernt vorbeigeht, sucht lieber ein schattiges Plätzchen für einen Verdauungsschlaf, anstatt sich mit uns zu beschäftigen. Beeindruckend nahe kommen wir Giraffen, die, wenn man nicht auf dem Jeep sitzt, noch viel grösser wirken. Als wir zum Jeep zurückkehren, erhalten die Ranger einen Funkspruch, dass Löwen in der Nähe gesichtet wurden (wohl der eine, von dem wir dachten, er lauere hinter dem Baum auf uns). Also fahren wir dorthin und sind alle froh, dass wir den König der Tiere bereits zuvor aus nächster Nähe beobachten konnten.
Was wir hier jedoch sehen, ist eine Menschenansammlung von etwa 30 Autos und Jeeps (im Kruger Nationalpark darf man auch mit dem eigenen Auto fahren), die sich vor einer kleinen Waldschneise stauen. Als wir endlich an der Reihe sind, sehen wir 100 Meter entfernt einen Löwenkopf aus dem hohen Gras ragen. Wir beschliessen daher, zurück in den Marloth Park zu fahren, wo wir unser Biltong und den letzten Gin bei einem herrlichen Sonnenuntergang auf dem afrikanischen Kontinent geniessen.
Die Koffer sind gepackt und prall gefüllt mit Souvenirs. Bei unserer Rückkehr nach Zürich stehe ich jedoch allein am Gepäckband. Immerhin ist der Koffer mit den wertvollen Linsen angekommen. Mein schöner, grüner Samsonite-Koffer, der mich schon auf so vielen Fotoreisen begleitet hat, ist jedoch nirgends zu sehen. Aber hier ist das glückliche Ende der Geschichte: Nach drei Wochen Wartezeit habe ich meinen Koffer doch noch erhalten. Er wurde in Johannesburg eingelagert, trotz des Adressschildchens am Koffer. Die Dinge bewegen sich eben langsamer in Südafrika... und das ist auch gut so!
Der Kruger Nationalpark und ihm angeschlossene private Reservate
Der Kruger-Nationalpark ist mit fast 20 000 Quadratkilometern das grösste und wohl bekannteste Wildschutzgebiet in Südafrika. Dennoch sollten insbesondere Fotografen und Fotografinnen in Betracht ziehen, für einige Tage in ein «Private Game Reserve» zu reisen. Diese angrenzenden Reservate sind so konzipiert, dass Wanderbewegungen von Grosstieren ermöglicht werden. Hier sind einige der wichtigsten Unterschiede zwischen einem Aufenthalt im Kruger-Nationalpark und einer Safari in einem privaten Reservat:
- Der Preisunterschied ist offensichtlich. Im staatlich betriebenen Kruger-Nationalpark gibt es preiswerte Unterkunftsmöglichkeiten und die Möglichkeit, mit dem eigenen Auto relativ günstig in den Park zu fahren. Die höheren Preise in privaten Lodges unterstützen oft Programme zum Schutz der Tierwelt.
- In privaten Reservaten wirst du von erstklassigen Guides und Spurenlesern begleitet, die dir viel mehr über die Tierwelt und ihr Verhalten erzählen können. Im Kruger-Nationalpark bist du in der Regel auf das Beobachten von Wildtieren aus der Ferne beschränkt.
- Im Kruger-Nationalpark darfst du die offiziellen Strassen nicht verlassen, was bedeutet, dass du Wildtiere oft nur aus der Entfernung siehst. In privaten Reservaten können Ranger bei Sichtungen von den Wegen abweichen, um näher an die Tiere heranzukommen.
- Der Kruger-Nationalpark hat offizielle Öffnungszeiten, und nachts darf man sich normalerweise nicht im Park bewegen. In privaten Lodges werden abenteuerliche Nacht-Safaris angeboten, bei denen die Raubtiere am aktivsten sind.
- Im Kruger-Nationalpark bilden sich zwangsläufig Staus, wenn Tiere gesichtet werden. In privaten Reservaten gibt es normalerweise eine begrenzte Anzahl von Fahrzeugen pro Sichtung, was eine entspanntere Atmosphäre schafft, von der sowohl die Safari-Gäste als auch die Tiere profitieren.
Über Marco Felix
Mein Name ist Marco Felix. Neben meiner Tätigkeit als selbständiger Fotograf bin ich Leiter der Fotoreisen bei Foto & Video Zumstein. Seit der Familiengründung verdiene ich fotografisch mein Geld, hauptsächlich in der Werbung und Architektur, wo ich Menschen und Gebäude ins beste Licht rücke. Am Anfang meiner Karriere war ich allerdings vor allem als Reise- und Landschaftsfotograf tätig. So durfte ich unter anderem für Edelweiss Air auf der ganzen Welt Beiträge für das Inflight-Magazin fotografieren.
Das Reise-Gen hat mich allerdings nie verlassen. Mein Herz schlägt vor allem für die rauen Gegenden der skandinavischen Länder, aber auch die Wildtierfotografie und insbesondere Südafrika haben es mir angetan. Ich bringe zudem viel Erfahrung als Reiseleiter mit. So durfte ich während vier Jahren für ein grosses Schweizer Reiseunternehmen als Reiseleiter im Ausland tätig sein. Ideale Voraussetzungen also, um dich in Zusammenarbeit mit Globetrotter in die Welt der Reise- und Landschaftsfotografie zu entführen.
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