erlebt von Ursula Buchs
Russland – eine Welt für sich
Die Städte St. Petersburg und Moskau sind ein idealer Einstieg in dieses riesengrosse, fremde Land. Die Tatsache, dass mich fast kein Mensch versteht, macht es in den ersten Tagen nicht einfach, aber überall werde ich freundlich empfangen und umsorgt. Eine überraschende Welt tut sich mir auf: Ich reise mit der transsibirischen Eisenbahn, mit der Metro, im Flugzeug, im Bus, per Tragflügelboot, im Taxi und bin auch oft zu Fuss unterwegs. Ich durchfahre in vier Wochen sechs Zeitzonen und lege zwischen St. Petersburg und der mongolischen Grenze mehr als 7000 km zurück.
Reiseroute
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Im Boot zur Bluterlöserkirche
Die Reise steht ab Tag eins unter einem Gutwetterstern. St. Petersburg zeigt sich von seiner besten Seite, ich gönne mir einen Cappuccino vom Kaffeemobil und setze mich in die Sonne. Die Kulisse ist wahnsinnig schön und farbenfroh, die Menschen lachen und geniessen das Leben. -
I'm thankful for today
Diese kleine Bar an einer Strassenecke, in der Nähe meiner Unterkunft, sticht mir beim Vorbeiflanieren ins Auge: Die Fenster lassen sich öffnen, und man kann in der Sonne am Kanal sitzen. Umso besser gibt es hier eine Speisekarte, die ich lesen kann und guten Kaffee. Natürlich wird das "I`m thankful for today" zum Stammlokal erkoren. -
Das Venedig des Nordens
St. Petersburg ist nach Moskau die zweitgrösste Stadt Russlands. Die historische Innenstadt mit 2300 Palästen, Prunkbauten und Schlössern ist Weltkulturerbe der UNESCO. Die ganze Stadt ist von einem Netz von Kanälen durchzogen, auf denen sehr nette Rundfahrten angeboten werden. -
Erinnerung an alte Zeiten
Seit 1945 ist der Leichnam Lenins im Mausoleum auf dem roten Platz ununterbrochen öffentlich zu besichtigen. Es stehen regelmässig lange Schlangen von Menschen davor. St. Petersburg hiess zu Ehren des Begründers der Sowjetunion von 1924 bis 1991 Leningrad. Die stummen Zeugen aus vergangenen Zeiten findet man überall. -
Die Dreifaltigkeitskirche
Von meiner Unterkunft, direkt am Fontanka Kanal, sehe ich in der Ferne grosse, blaue Kuppeln mit goldenen Türmchen leuchten und ich beschliesse, dieser Kirche einen Besuch abzustatten. Dort erfahre ich auch, wieso das Blau so stark leuchtet: Vor wenigen Jahren brannten die Kuppeln fast vollständig ab und wurden seither in feinster Detailarbeit restauriert. -
Beliye Nochi - Weisse Nächte
Das Phänomen der weissen Nächte kennt man natürlich nicht nur hier in St. Petersburg. Und dennoch ist es für mich das erste Mal, dass ich mitten in der Nacht mit hunderten anderer Leute am Wasser den Strassenmusikanten lausche, Tee trinke und den Zugbrücken beim Öffnen zuschaue. Die Stadt liegt genauso nördlich wie Seward in Alaska. Ende Juni und Anfang Juli könne man optisch nicht unterscheiden, ob man tags oder nachts unterwegs sei, erzählen mir Einheimische. -
Roter Regierungssitz
Zufällig spaziere ich an einem Donnerstagmorgen durch die Parkanlage des Kremel und staune darüber, wie wenig besucht das Areal ist. Im Nachhinein erfahre ich, dass eine Besichtigung der Räumlichkeiten wegen Regierungsangelegenheiten heute nicht möglich ist und deshalb so angenehm viel Platz ist. Allgemein treffe ich in Russlands Städten keine Individualreisenden, es sind nur viele grosse Reisegruppen unterwegs. -
Die sovietische Küche
Einfach, bodenständig, sättigend, deftig, schmackhaft. Die russische Küche überzeugt mich voll und ganz. Natürlich bin ich nicht ohne Vorurteile im Kopf nach Russland gereist: von den Menschen, bis zum Lebensstil, zur Einstellung der Natur gegenüber, von der Politik bis zur Landschaft, werden mit diesen nun zünftig aufgeräumt. Mein Blick ändert sich komplett während dieser Reise. -
Moskaus Museeumsviertel
Wer glaubt, Moskaus Sehenswürdigkeiten beschränken sich auf den roten Platz, ist völlig falsch informiert. Stundenlang flaniere ich in den verkehrsfreien Zonen durch Pärke und Museeumsgärten, erfrische mich in Strassencafes und liege in der Sonne. Moskau hat ihre ruhigen Ecken, man muss sich nur die Zeit nehmen, sie zu finden. -
White Rabbit
Auf der Suche nach einem Aussichtsturm stosse ich auf den Begriff "Weisser Hase" und verstehe schnell, dass es sich hierbei um ein Szenerestaurant handelt. Ich versuche mein Glück (die passende Sonntagskleidung habe ich auf dieser Reise nicht dabei) und nach ein paar Mal nachfragen stehe ich oben und im Handumdrehen darf ich mich auch ohne Reservation und Minirock an einen Ecktisch mit Aussicht in beide Richtungen setzen. -
Unterwegs in der transsibirischen Eisenbahn
1. Klasse oder 2. Klasse? Direkter Zug oder immer mal wieder aussteigen? Bis wohin will ich fahren? In der Vorbereitungsphase für eine Reise mit der transsibirischen Eisenbahn stelle ich mir viele Fragen. Ich probiere einfach alles aus, damit ich danach genau Bescheid weiss. Auf den Perrons kann zwischendurch Verpflegung eingekauft werden und meine läuft nach moskauer Zeit, damit ich beim Durchfahren der sechs Zeitzonen nicht durcheinander gerate. -
Der erste Blick auf den Baikalsee
Viele mystische Geschichten ranken sich um diesen tiefblauen, eiskalten See, und dann endlich, nach 4 Tagen im Zug, taucht er das erste Mal vor dem Fenster auf. Es wird nicht zu viel versprochen: Der älteste und tiefste See der Erde macht mir ziemlich Eindruck und lässt einen so schnell nicht wieder los. -
Wandern in Bolshie Koty
Den kleinen Ort Bolshie Koty erreicht man im Sommer nur per Schiff oder zu Fuss. Hier lebt dauerhaft eine kleine Kommune älterer Menschen, und viele der Häuser wurden in der Familie weitervererbt und werden nun als Wochenend- und Ferienhaus genutzt. Bolshie Koty erlebt im 19. Jahrhundert einen Aufschwung durch eine Glasfabrik, die heute jedoch nicht mehr vor Ort ist; nach dem zweiten Weltkrieg wurde in den Tälern Gold gewaschen, bis keines mehr vorhanden war. -
Das karibische Blau des Baikalsees
Gerade weil es viele abgelegene kleine Ortschaften hat, sind die Wanderwege gepflegt und schön angelegt. Zwischendurch treffe ich auf wunderbare Zeltplätze, die einladen, länger hier unterwegs zu sein. Sowohl von Bolshie Koty, wie auch ab Listwjanka aus, mache ich verschiedene Tageswanderungen im Wald, den Bergen im Hinterland oder dem See entlang. -
Geruchstest auf dem Fischmarkt
Der unangefochten beliebteste Fisch ist der Omul, ein Lachsfisch, der ausschliesslich im Baikalsee und den umliegenden Gewässern lebt. Für viele Menschen in der Region bildet er, neben dem eigenen Garten, die Lebensgrundlage. Omul wird in jeder erdenklichen Art zubereitet, und auch der Kaviar davon ist sehr schmackhaft. -
Sommer im Baikalchalet in Listwjanka
Im ländlichen Russland sehe ich kein Haus, das nicht Selbstversorgung aus dem eigenen Garten betreibt. Die sogenannten Datschas sind hölzerne Sommer- bzw. Wochenendhäuser, die oft farbig gestrichen sind. In listwjanka wohne ich etwas zurück versetzt mit Blick auf den See. -
Ulan Ude, Hauptstadt Burjatiens
Im Südosten des Landes, unweit der mongolischen Grenze, befindet sich die autonome Republik Burjatien, deren Hauptstadt das buddhistisch geprägte Ulan Ude ist. Eine quirlige Stadt und ein kultureller Schmelztiegel, dessen Museen, Tempelanlagen und Gebetsfahnen mich in ihren Bann ziehen. -
Im asiatischen Teil Russlands
Fast 30 Grad heiss ist es, als ich mein Gepäck vom Bahnhof zur Unterkunft trage. Perfektes Wetter für einen abendlichen Stadtrundgang der Selenga entlang. Ulan Ude besticht aber nicht nur durch seinen freundlichen Kulturenmix und die Fussgängerpromenade am Wasser. Es punktet bei mir auch mit einem überdimensionalen, 42 Tonnen schweren Lenin-Kopf, einer sowjetischen Staatsoper und wunderschönen alten Holzhäusern. -
Blick in eine Jurte im Freilichtmuseeum
Das Ethnografische Museum Transbaikaliens ist ein Freilichtmuseum 8 km nordöstlich der Stadt. Es ist eines der grössten Freilichtmuseen Russlands. In der Zeit um 1960 wurden in der damaligen UdSSR eine Reihe von volkskundlichen Freilichtmuseen gegründet, unter anderem, weil immer mehr ausländische Besucher nach Russland reisten. Ich finde es sehr spannend, die architektonischen Besonderheiten und Finessen dieser vielfältigen Gesellschaft kennenzulernen. -
Moskau aus der Vogelperspektive
Nach einem Monat langsamen Reisens auf dem Landweg, fliege ich frühmorgens von Irkutsk in Sibirien nach Moskau. Der Flug dauert über 6 Stunden und ich kann es nicht glauben, wie viel Fläche Russlands mit Wald bedeckt ist. Stundenlang schaue ich aus dem Fenster, hie und da ein Dorf, ein Fluss, eine Zugschiene - sonst nichts als Wald bis fast in die Hauptstadt. Mein Blick auf das Land wurde um eine weitere Perspektive bereichert. Zufrieden komme ich daheim an, bereits überzeugt davon, dass ich bald zurückkehre in mein überraschendes Russland.
Im Boot zur Bluterlöserkirche
I'm thankful for today
Das Venedig des Nordens
Erinnerung an alte Zeiten
Die Dreifaltigkeitskirche
Beliye Nochi - Weisse Nächte
Roter Regierungssitz
Die sovietische Küche
Moskaus Museeumsviertel
White Rabbit
Unterwegs in der transsibirischen Eisenbahn
Der erste Blick auf den Baikalsee
Wandern in Bolshie Koty
Das karibische Blau des Baikalsees
Geruchstest auf dem Fischmarkt
Sommer im Baikalchalet in Listwjanka
Ulan Ude, Hauptstadt Burjatiens
Im asiatischen Teil Russlands
Blick in eine Jurte im Freilichtmuseeum
Moskau aus der Vogelperspektive
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Die beste Reisezeit für Russland ist zwischen Mai und September, wenn die Temperaturen angenehm und die Tage lang sind. Dies ist eine ideale Zeit um die beiden meistbesuchten Städte Russlands, Moskau und St. Peterburg zu besuchen oder auch für einen Urlaub an der Schwarzmeerküste mit der Stadt Sotschi, in welcher 2014 die Olympischen Winterspiele durchgeführt wurden. Weiter ist dies auch die beste Zeit für eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn, beispielsweise von Moskau via Irkutsk am Baikalsee in Sibirien und weiter via Mongolei nach Peking oder Wladiwostok. Die Winter in Russland sind sehr kalt und das touristische Angebot ist eingeschränkt. |
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