erlebt von Naima Kleeb
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Drei Wochen in Brasilien – Als Duo den Süden und den Norden des Landes bereisen
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Träumen an Brasiliens weniger bekannten Nordküste.
Was tun, wenn man ausnahmsweise im Juli/August Urlaub hat, den Menschenmassen in Europa entkommen und dennoch etwas Beach-Life geniessen möchte? Der Haken: Viele exotisch-tropische Länder befinden sich in den Sommermonaten in der Regenzeit oder haben unbeständiges Wetter. Brasilien hingegen nicht. Als ganzjährige Destination mit traumhaften Stränden, üppigem Dschungel und ansteckender Lebensfreude wird dieses faszinierende Land dennoch überraschend selten von Schweizer Reisenden besucht.
Vor fast zwanzig Jahren war ich bereits dort – und begeistert. Nun bin ich gespannt: Welchen Eindruck wird dieses riesige, facettenreiche Land diesmal auf mich machen?
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OrteSão Paulo bis Rio de Janeiro, Fortaleza bis São Luis
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Empfohlene Reisedauer3 Wochen
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TransportmittelBus, Taxi, Schiff, Inlandflug
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UnterkunftEinfache Hotels und Posadas
Meine Highlights
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Blicke von der Christusstatue auf Rio de Janeiro
Der Cristo Redentor, das weltberühmte Wahrzeichen von Rio de Janeiro, thront auf dem 710 Meter hohen Berg Corcovado und bietet einen unvergesslichen Ausblick auf die Stadt. Der Aufstieg mag anstrengend sein, aber der Blick auf das ikonische Monument und die atemberaubende Landschaft sind es definitiv wert.
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Den am besten bekannten Geheimtipp Paraty entdecken
Eine wahre Perle unter den Kolonialorten Brasiliens ist Paraty. Die Kleinstadt liegt ziemlich genau zwischen Rio de Janeiro und São Paulo. Viele kommen vor allem wegen der Strände nach Brasilien, die denkmalgeschützte Altstadt von Paraty ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert!
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Die Seele baumeln lassen auf Ilha Grande
Entspannung und Ruhe gesucht? Nach einer kurzen Überfahrt erwarten dich kristallklares Wasser und tropische Strände. Besonders der Strand «Paraia Lopes Mendes». Trotz der Nähe zu den grossen Städten, birgt die Insel noch einen ursprünglichen Charme. Die Ilha Grande lädt nicht nur zum Baden, sondern auch zum Wandern ein. Auf der mit tiefem Regenwald überwucherten Insel begleiten dich Kolibris, Papageien und viele weitere exotische Vertreter.
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Dem Naturschauspiel in Lençóis Maranhenses erleben
Die fantastische Dünenlandschaft von Lençois Maranhenses liegt ganz im Norden Brasiliens und bietet gerade während der Regenzeit ein umwerfendes Naturschauspiel. Aber das muss man selber erlebt haben.
Reiseroute
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Bem-vindo ao Brasil!
Nach einem langen Flug hat man zuerst Durst und sehnt sich nach einem erfrischenden Getränk. Das süsse Gebräu, das auch in der Schweiz erhältlich ist und mich sonst nicht besonders begeistert, erfüllt hier vorerst seinen Zweck.
Auf dem Dach des Hostels lasse ich meinen Blick über die unzähligen Hochhäuser schweifen. São Paulo trägt nicht umsonst den Beinamen «Stadt der Hochhäuser» – laut Internet gibt es hier über 45’000 mittlere und hohe Gebäude. Doch die Stadt beeindruckt nicht nur mit ihrer Skyline: Mit mehr als 20 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern und rund fünf Millionen Autos ist sie eine Metropole der Superlative. Das muss man erst einmal auf sich wirken lassen!
Trotz Reiseerfahrung werde ich bei der Fahrt vom Flughafen zum Hostel abgezockt. Beim Thema Flughafen-Transfer ist immer Vorsicht geboten!-
São Paulo
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Hostel
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Anders als die Schweiz
Wir erkunden das Zentrum dieser riesigen Metropole und verstehen schnell, warum São Paulo keinen allzu guten Ruf geniesst. Viele Gebäude wirken heruntergekommen, und die Strassen sind von Obdachlosen geprägt, was der Stadt eine gewisse rauhe, fast beklemmende Atmosphäre verleiht.
Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – üben solche Städte eine besondere Faszination auf mich aus. Liegt es daran, dass ich aus der «perfekten», ordentlichen Schweiz komme?
Wir haben hauptsächlich Taxis/Uber genutzt, obwohl die Stadt über ein umfangreiches U-Bahn-Netz verfügt.-
São Paulo
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Hostel
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Batman Alley
Doch São Paulo hat auch seine hippen, aufregenden Ecken! Ein perfektes Beispiel dafür ist die Beco do Batman – eine kleine Gasse, die von bunten, auffälligen Graffitis überzogen ist. Der Name soll auf einen Sprayer aus den Achtzigern zurückgehen, der hier einst Batman-Motive hinterliess.
Heute ist die Beco do Batman ein beliebter Hotspot für Locals sowie für Touristinnen und Touristen. Zwischen den kunstvoll verzierten Wänden reihen sich kleine Bars, Schmuckstände und szenige Läden aneinander – ein kreatives Viertel, das eine ganz eigene, lebendige Atmosphäre versprüht.
Das gesamte Viertel Pinheiros ist lebendig, hip, und fühlt sich sicher an – genau die richtige Mischung. Hier würde ich definitiv wieder übernachten.
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São Paulo
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Hostel
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Paraty bei Tag ...
Wir nehmen den Bus von São Paulo nach Paraty – eine malerische Fahrt entlang der Küste. Der Ort ist mir noch lebhaft aus meiner letzten Südamerika-Reise in Erinnerung. Selbst ohne die genaue Geschichte zu kennen, spürt man hier sofort den romantischen Piraten-Vibe.
Paraty, malerisch an einer grossen, smaragdgrünen Bucht gelegen, verzaubert mit seinen engen Kopfsteinpflastergassen, schmucken Kirchen und imposanten Bäumen. Schon in den wilden Sechzigern zog das Städtchen Berühmtheiten wie die Rolling Stones oder Brigitte Bardot in seinen Bann.
Besonders faszinierend ist ein natürliches Phänomen: Bei Flut dringt das Wasser in die Gassen ein und sorgt so regelmässig für Überschwemmungen – ein einzigartiges Merkmal, das den Charme von Paraty nur noch verstärkt.
Warum nicht bei Sonnenuntergang einen romantischen Bootsausflug in die umliegende Bucht unternehmen?-
Paraty
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Hotel
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... und bei Nacht
Paraty entfaltet seinen ganzen Zauber erst nach Sonnenuntergang. Dann erwacht das Städtchen aus seinem Dornröschenschlaf und erstrahlt im Glanz unzähliger Lichter. Die vielen Restaurants und Bars laden zum Verweilen und Geniessen ein.
Ganz typisch für Brasilien findet auch hier fast immer ein Fest statt – so auch während unseres Besuchs. Es wird getanzt, gesungen und gelacht, und die Lebensfreude hält bis tief in die Nacht an.
Südwestlich des Städtchens, in Richtung des Küstenortes Ubatuba, erstreckt sich eine atemberaubende Küstenlandschaft – ein paradiesischer Strand reiht sich an den nächsten.
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Paraty
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Hotel
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Grosse Insel
Eine weitere traumhafte Busfahrt führt uns entlang der üppigen Küste nach Angra dos Reis, wo wir die Fähre zur Ilha Grande nehmen – der «grossen Insel». Fast vollständig unter Naturschutz stehend und mit angeblich fast hundert Traumstränden gesegnet, ist sie ein wahres Juwel und ein Highlight jeder Brasilienreise.
Das Wasser schimmert smaragdgrün, der dichte Dschungel wirkt undurchdringlich, und asphaltierte Strassen sowie Autos sind hier eine Seltenheit – nur im Hauptort Vila do Abraão begegnet man ihnen vereinzelt. In diesem Paradies stehen Ruhe und Entspannung an erster Stelle.
Im Atelier Sylvio Cavalheiro verbringt man die Nacht im Wohnhaus eines Künstlers, umgeben von Gemälden und Skulpturen. Empfehlenswert!-
Ilha Grande
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Hotel
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Seychellen-Vibe
Ich war bisher noch nicht auf den Seychellen, aber die perfekten Strände mit ihren imposanten Felsen und dem türkisfarbenen Wasser hätten direkt aus einem Postkartenmotiv aus dem Indischen Ozean stammen können. Doch ich wage zu behaupten: Auf der Ilha Grande findet man noch mehr Ruhe. Kaum verlässt man den Hauptort, fühlt man sich wie der letzte Mensch auf Erden – nur das Meer, der Dschungel und die absolute Stille sind dann noch da.
Die abgelegenen Strände der Insel sind nur über anspruchsvolle Wanderungen oder mit dem Boot erreichbar – doch Vorsicht! Wer seine Bandscheiben schonen möchte, sollte sich lieber einen Platz am Heck sichern.
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Ilha Grande
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Hotel
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Spanish Moss
Und nun zu einer meiner heimlichen Leidenschaften: dem Louisianamoos, besser bekannt unter der englischen Bezeichnung «Spanish Moss». Vielleicht habe ich in meinem Leben einfach zu viele Südstaaten-Schnulzen à la «Endstation Sehnsucht» gesehen, aber für mich ist dieses Gewächs irgendwie untrennbar mit Romantik und Dramatik verbunden.
Umso grösser ist meine Freude, als ich auf der Ilha Grande völlig unerwartet auf unzählige Bäume stosse, die dieses auch als «Feenhaar» bekannte Moos in geheimnisvollen und eleganten Schleiern um sich tragen. Seufz ...
Wenn du – so wie ich – ein echter Spanish Moss-Nerd bist, dann solltest du unbedingt das kleine Dörfchen Dois Rios besuchen. Fun Fact: Bis vor gerade mal 30 Jahren befand sich hier eine Strafkolonie!
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Ilha Grande
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Hotel
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Paradies für Wanderbegeisterte
Die grosse Insel ist nicht nur ein Bade-, sondern auch ein wahres Wanderparadies. Einen ganzen Tag lang streifen wir auf schmalen Pfaden durch den Dschungel – vorbei an rauschenden Wasserfällen und überwucherten, längst verfallenen Aquädukten. Nur hin und wieder kreuzen andere Wandervögel unseren Weg – und sie bleiben so ziemlich die einzigen «Tiere», die wir hier zu Gesicht bekommen. Aber gut, vielleicht ist das auch besser so ...
Vom Hauptort Vila do Abraão zum schnuckligen «Witch Beach» (Praia da Feiticeira) wandern, dann mit dem Boot wieder zurück. Eine gute (Kurz-)Wanderung.-
Ilha Grande
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Hotel
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Die schönste Stadt der Welt?
Ich durfte in meinem Leben schon einige der schönsten Städte dieser Welt besuchen: Lissabon, San Francisco, Sydney, Kapstadt, ... Siehst du das Muster? Ja, ich habe eine Schwäche für hügelige Hafenstädte mit spektakulären Brücken, mediterranem Klima und einem Bohemian-Vibe. In diese Kategorie gehört für mich auch Rio de Janeiro – wobei sie von allen fast die betörendste Schönheit besitzt! Einverstanden?
Am liebsten übernachte ich in der Nähe des Ipanema-Strandes, dem angesagtesten der Stadt.-
Rio de Janeiro
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Hotel
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Meu amigo Jesus
Ja, es ist definitiv touristisch – bei Sonnenuntergang zur Christusstatue hinaufzuwandern, zusammen mit etwa 10'000 anderen Touristinnen und Touristen. Aber was soll's, hin und wieder muss man so etwas einfach erleben. Neben dem Zuckerhut ist diese Statue eines der ikonischen Wahrzeichen der «Cidade Maravilhosa» (wunderbaren Stadt).
Eine der gängigen Aktivitäten für Touristen in Rio ist eine Favela-Tour. Diesmal habe ich mich jedoch bewusst dagegen entschieden, da ich es für eine Form des Katastrophen-Tourismus halte.-
Rio de Janeiro
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Hotel
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Ab in den Norden!
Wir fliegen von Rio nach Fortaleza und setzen unsere Reise sogleich per Uber fort zum Ort mit dem Zungenbrecher-Namen: Jericoacoara. Aber nennen wir das Hippie-Dorf einfach «Jeri», wie die Einheimischen es auch tun. Auf den letzten 30 Kilometern der Reise geht es nur noch im Dünen-Buggy weiter. Asphaltierte Strassen? Fehlanzeige – hier gibt’s nur Sand. Sand, Sand und noch mehr Sand.
Hier kann einem der Wind ordentlich um die Ohren pfeifen, weshalb Jeri auch ein Hotspot für Windsurfer*innen und Kiter*innen ist.-
Jericoacoara
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Hotel
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Dune (Teil 1)
Wenn man weder Windsurfer noch Kitesurfer ist, zieht es einen wegen der unzähligen umliegenden Dünen nach Jeri. Guide mit Buggy gefunden, check. Trashige Musik an, check. Los geht’s! Ein Tag voller Sun, Fun, and Sand!
Tagetouren in den Nationalpark kann man an jeder Ecke buchen – oder direkt auf der «Strasse» bei einem Guide, der um Aufmerksamkeit wirbt.-
Jericoacoara
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Hotel
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Wir müssen über Transfers reden ...
Es ist hier oben im Norden aber nicht alles nur Fun, Sun and Sand. Etwas, das meine Freundin und ich als mietauto-freie Reisende etwas nervig finden, ist das Fortbewegen von A nach B. Ob es daran liegt, dass der Norden weniger touristisch ist und die mehrheitlich brasilianischen Reisenden mit dem Mietauto unterwegs sind – keine Ahnung. Jedenfalls sind die Preisverhandlungen oft zäh, und die Reisen können ziemlich lang und umständlich sein, sei es mit Taxi, Uber oder Minivan.
Passables Spanisch und Google-Translator? Klar, hilfreich – reicht aber eben doch nicht ganz für alles.-
Jericoacoara
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Hotel
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Delta Blues
Die Reise zwischen Jericoacoara und dem nächsten Stopp, Atins, ist uns etwas zu lang, also machen wir spontan einen Halt ungefähr in der Mitte. Die Kleinstadt Parnaíba, an der Mündung des mächtigen gleichnamigen Flusses, liegt genau dort. Das umliegende Delta, laut den Einheimischen das drittgrösste der Welt, ist immer noch mehr oder weniger ein Geheimtipp. Es gilt als wahres Vogelparadies, und im Wasser wimmelt es nur so von Piranhas. Klingt irgendwie gefährlich und verlockend, also ab geht’s!
Das grosse Highlight der Bootsfahrt kommt mit dem Sonnenuntergang: Tausende von roten Ibissen fliegen ein und versammeln sich auf der gleichen Insel – ein faszinierendes Naturschauspiel!-
Parnaíba
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Hotel
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Dune (Teil 2)
Irgendwann erreichen wir dann doch Atins. Eigentlich hatte ich so etwas wie Jericoacoara Nummer 2 erwartet, aber das Dörfchen ist deutlich verschlafener und wirkt etwas heruntergekommener als Jeri – besonders tagsüber, wenn die ganze Welt Siesta zu halten scheint. Vielleicht liegt es am 40 Grad heissen Sand? Dafür gefällt mir der umliegende Dünen-Nationalpark hier noch besser als der in Jeri. So wie eben der zweite Teil von «Dune» auch besser ist als der erste.
Auf einer abendlichen Bioluminiszenz-Tour kannst du dich fragen: Was ist schöner? Die Sterne am Himmel oder die leuchtenden Funken im Wasser?-
Atins
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Hotel
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Voodoo Hoodoo
Unser letzter Stopp im hohen Norden ist die Stadt São Luís. Ohne Erwartungen kommen wir an und werden ein wenig überrascht. Die Altstadt, zwar in die Jahre gekommen, hat einen geheimnisvollen Charme. Ein Hauch von leichter Verruchtheit liegt in der Luft, doch gerade das macht die Atmosphäre so aufregend. Zufällig landen wir in der Halle, die auf dem Foto abgebildet ist. Uns erschliesst sich jedoch nicht restlos, was es hier eigentlich alles zu entdecken gibt. Bloss so viel ist klar: Es geht ein gewisses Voodoo-Flair von dem Zeug aus – was perfekt zu dieser Stadt passt! Ein Ort, der irgendwie fasziniert und gleichzeitig Rätsel aufgibt.
Brasilien ist für südamerikanische Verhältnisse teuer – also besser genug Dinheiro mitnehmen!-
São Luís
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Hotel
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Inlandflug #3
In einem so riesigen Land wie Brasilien kommt man in der Regel nicht um Inlandflüge herum. Und die sind oft gar nicht mal so kurz! Fast vier Stunden sind wir zwischen São Luís und São Paulo unterwegs – und immer noch im selben Land!
Auf brasilianischen Inlandflügen sind die Regeln locker: Wasserflaschen mit ins Flugzeug nehmen, Sicherheitsgurte geöffnet lassen – Não há problema!-
São Luís–São Paulo
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Kein einfaches Pflaster für Vegetarier*innen
Jetzt mal Klartext: Ich esse Fleisch. Nicht oft, aber ich bin noch weit davon entfernt, mich als Vegetarierin zu bezeichnen. Trotzdem geht mir dieser übermässige Fleischkonsum in den südlicheren Ländern Südamerikas (Brasilien, Argentinien, Chile, ...) gehörig auf den Keks. Wer sich in Brasilien halbwegs pflanzlich und gesund ernähren möchte, hat es nicht leicht. Ein Hamburger-Stand folgt auf den nächsten Hot-Dog-Stand, und dann kommt noch eine «Churrascaria» – das typische brasilianische Fleischrestaurant. Als ich dann zurück in São Paulo bin, wo die Auswahl an Essen endlich wieder grösser ist, bestelle ich mir natürlich als erstes einen grünen Salat – mit einem kleinen Freudentränchen im Auge.
Wie machen es eigentlich Vegetarier*innen in Brasilien? Ehrlich gesagt – ich habe keinen Plan!-
São Paulo
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Hotel
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Adeus, Brasil!
Drei ereignisreiche Wochen in einem riesigen und komplexen Land neigen sich dem Ende zu. Was uns begeistert hat, war der üppige Dschungel und die traumhaften Strände, vor allem im Süden – Landschaften, die ganz nach unserem Geschmack sind! Dazu die ansteckende Lebensfreude der Brasilianer*innen und ihre fantastische Musik, insbesondere die Klassiker vergangener Tage (Tropicalia! Bossa Nova!). Auf der negativen Seite standen für uns gelegentlich Kommunikationsprobleme (verstehen die Brasilianer wirklich kein Spanisch oder wollen sie es einfach nicht?) sowie die Herausforderungen, von A nach B zu kommen – besonders im Norden. Doch wie meistens im Leben überwiegt am Ende das Positive. Adeus, Brasil!
Meine brasilianische Lieblingsband direkt aus den wilden Sechzigern: Os Mutantes – die verrückten Cousins der Beatles. Hör mal rein!-
São Paulo
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Hotel
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Bem-vindo ao Brasil!
Nach einem langen Flug hat man zuerst Durst und sehnt sich nach einem erfrischenden Getränk. Das süsse Gebräu, das auch in der Schweiz erhältlich ist und mich sonst nicht besonders begeistert, erfüllt hier vorerst seinen Zweck.
Auf dem Dach des Hostels lasse ich meinen Blick über die unzähligen Hochhäuser schweifen. São Paulo trägt nicht umsonst den Beinamen «Stadt der Hochhäuser» – laut Internet gibt es hier über 45’000 mittlere und hohe Gebäude. Doch die Stadt beeindruckt nicht nur mit ihrer Skyline: Mit mehr als 20 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern und rund fünf Millionen Autos ist sie eine Metropole der Superlative. Das muss man erst einmal auf sich wirken lassen!
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Anders als die Schweiz
Wir erkunden das Zentrum dieser riesigen Metropole und verstehen schnell, warum São Paulo keinen allzu guten Ruf geniesst. Viele Gebäude wirken heruntergekommen, und die Strassen sind von Obdachlosen geprägt, was der Stadt eine gewisse rauhe, fast beklemmende Atmosphäre verleiht.
Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – üben solche Städte eine besondere Faszination auf mich aus. Liegt es daran, dass ich aus der «perfekten», ordentlichen Schweiz komme?
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Batman Alley
Doch São Paulo hat auch seine hippen, aufregenden Ecken! Ein perfektes Beispiel dafür ist die Beco do Batman – eine kleine Gasse, die von bunten, auffälligen Graffitis überzogen ist. Der Name soll auf einen Sprayer aus den Achtzigern zurückgehen, der hier einst Batman-Motive hinterliess.
Heute ist die Beco do Batman ein beliebter Hotspot für Locals sowie für Touristinnen und Touristen. Zwischen den kunstvoll verzierten Wänden reihen sich kleine Bars, Schmuckstände und szenige Läden aneinander – ein kreatives Viertel, das eine ganz eigene, lebendige Atmosphäre versprüht.
Das gesamte Viertel Pinheiros ist lebendig, hip, und fühlt sich sicher an – genau die richtige Mischung. Hier würde ich definitiv wieder übernachten.
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Paraty bei Tag ...
Wir nehmen den Bus von São Paulo nach Paraty – eine malerische Fahrt entlang der Küste. Der Ort ist mir noch lebhaft aus meiner letzten Südamerika-Reise in Erinnerung. Selbst ohne die genaue Geschichte zu kennen, spürt man hier sofort den romantischen Piraten-Vibe.
Paraty, malerisch an einer grossen, smaragdgrünen Bucht gelegen, verzaubert mit seinen engen Kopfsteinpflastergassen, schmucken Kirchen und imposanten Bäumen. Schon in den wilden Sechzigern zog das Städtchen Berühmtheiten wie die Rolling Stones oder Brigitte Bardot in seinen Bann.
Besonders faszinierend ist ein natürliches Phänomen: Bei Flut dringt das Wasser in die Gassen ein und sorgt so regelmässig für Überschwemmungen – ein einzigartiges Merkmal, das den Charme von Paraty nur noch verstärkt.
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... und bei Nacht
Paraty entfaltet seinen ganzen Zauber erst nach Sonnenuntergang. Dann erwacht das Städtchen aus seinem Dornröschenschlaf und erstrahlt im Glanz unzähliger Lichter. Die vielen Restaurants und Bars laden zum Verweilen und Geniessen ein.
Ganz typisch für Brasilien findet auch hier fast immer ein Fest statt – so auch während unseres Besuchs. Es wird getanzt, gesungen und gelacht, und die Lebensfreude hält bis tief in die Nacht an.
Südwestlich des Städtchens, in Richtung des Küstenortes Ubatuba, erstreckt sich eine atemberaubende Küstenlandschaft – ein paradiesischer Strand reiht sich an den nächsten.
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Grosse Insel
Eine weitere traumhafte Busfahrt führt uns entlang der üppigen Küste nach Angra dos Reis, wo wir die Fähre zur Ilha Grande nehmen – der «grossen Insel». Fast vollständig unter Naturschutz stehend und mit angeblich fast hundert Traumstränden gesegnet, ist sie ein wahres Juwel und ein Highlight jeder Brasilienreise.
Das Wasser schimmert smaragdgrün, der dichte Dschungel wirkt undurchdringlich, und asphaltierte Strassen sowie Autos sind hier eine Seltenheit – nur im Hauptort Vila do Abraão begegnet man ihnen vereinzelt. In diesem Paradies stehen Ruhe und Entspannung an erster Stelle.
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Seychellen-Vibe
Ich war bisher noch nicht auf den Seychellen, aber die perfekten Strände mit ihren imposanten Felsen und dem türkisfarbenen Wasser hätten direkt aus einem Postkartenmotiv aus dem Indischen Ozean stammen können. Doch ich wage zu behaupten: Auf der Ilha Grande findet man noch mehr Ruhe. Kaum verlässt man den Hauptort, fühlt man sich wie der letzte Mensch auf Erden – nur das Meer, der Dschungel und die absolute Stille sind dann noch da.
Die abgelegenen Strände der Insel sind nur über anspruchsvolle Wanderungen oder mit dem Boot erreichbar – doch Vorsicht! Wer seine Bandscheiben schonen möchte, sollte sich lieber einen Platz am Heck sichern.
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Spanish Moss
Und nun zu einer meiner heimlichen Leidenschaften: dem Louisianamoos, besser bekannt unter der englischen Bezeichnung «Spanish Moss». Vielleicht habe ich in meinem Leben einfach zu viele Südstaaten-Schnulzen à la «Endstation Sehnsucht» gesehen, aber für mich ist dieses Gewächs irgendwie untrennbar mit Romantik und Dramatik verbunden.
Umso grösser ist meine Freude, als ich auf der Ilha Grande völlig unerwartet auf unzählige Bäume stosse, die dieses auch als «Feenhaar» bekannte Moos in geheimnisvollen und eleganten Schleiern um sich tragen. Seufz ...
Wenn du – so wie ich – ein echter Spanish Moss-Nerd bist, dann solltest du unbedingt das kleine Dörfchen Dois Rios besuchen. Fun Fact: Bis vor gerade mal 30 Jahren befand sich hier eine Strafkolonie!
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Paradies für Wanderbegeisterte
Die grosse Insel ist nicht nur ein Bade-, sondern auch ein wahres Wanderparadies. Einen ganzen Tag lang streifen wir auf schmalen Pfaden durch den Dschungel – vorbei an rauschenden Wasserfällen und überwucherten, längst verfallenen Aquädukten. Nur hin und wieder kreuzen andere Wandervögel unseren Weg – und sie bleiben so ziemlich die einzigen «Tiere», die wir hier zu Gesicht bekommen. Aber gut, vielleicht ist das auch besser so ...
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Die schönste Stadt der Welt?
Ich durfte in meinem Leben schon einige der schönsten Städte dieser Welt besuchen: Lissabon, San Francisco, Sydney, Kapstadt, ... Siehst du das Muster? Ja, ich habe eine Schwäche für hügelige Hafenstädte mit spektakulären Brücken, mediterranem Klima und einem Bohemian-Vibe. In diese Kategorie gehört für mich auch Rio de Janeiro – wobei sie von allen fast die betörendste Schönheit besitzt! Einverstanden?
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Meu amigo Jesus
Ja, es ist definitiv touristisch – bei Sonnenuntergang zur Christusstatue hinaufzuwandern, zusammen mit etwa 10'000 anderen Touristinnen und Touristen. Aber was soll's, hin und wieder muss man so etwas einfach erleben. Neben dem Zuckerhut ist diese Statue eines der ikonischen Wahrzeichen der «Cidade Maravilhosa» (wunderbaren Stadt).
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Ab in den Norden!
Wir fliegen von Rio nach Fortaleza und setzen unsere Reise sogleich per Uber fort zum Ort mit dem Zungenbrecher-Namen: Jericoacoara. Aber nennen wir das Hippie-Dorf einfach «Jeri», wie die Einheimischen es auch tun. Auf den letzten 30 Kilometern der Reise geht es nur noch im Dünen-Buggy weiter. Asphaltierte Strassen? Fehlanzeige – hier gibt’s nur Sand. Sand, Sand und noch mehr Sand.
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Dune (Teil 1)
Wenn man weder Windsurfer noch Kitesurfer ist, zieht es einen wegen der unzähligen umliegenden Dünen nach Jeri. Guide mit Buggy gefunden, check. Trashige Musik an, check. Los geht’s! Ein Tag voller Sun, Fun, and Sand!
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Wir müssen über Transfers reden ...
Es ist hier oben im Norden aber nicht alles nur Fun, Sun and Sand. Etwas, das meine Freundin und ich als mietauto-freie Reisende etwas nervig finden, ist das Fortbewegen von A nach B. Ob es daran liegt, dass der Norden weniger touristisch ist und die mehrheitlich brasilianischen Reisenden mit dem Mietauto unterwegs sind – keine Ahnung. Jedenfalls sind die Preisverhandlungen oft zäh, und die Reisen können ziemlich lang und umständlich sein, sei es mit Taxi, Uber oder Minivan.
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Delta Blues
Die Reise zwischen Jericoacoara und dem nächsten Stopp, Atins, ist uns etwas zu lang, also machen wir spontan einen Halt ungefähr in der Mitte. Die Kleinstadt Parnaíba, an der Mündung des mächtigen gleichnamigen Flusses, liegt genau dort. Das umliegende Delta, laut den Einheimischen das drittgrösste der Welt, ist immer noch mehr oder weniger ein Geheimtipp. Es gilt als wahres Vogelparadies, und im Wasser wimmelt es nur so von Piranhas. Klingt irgendwie gefährlich und verlockend, also ab geht’s!
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Dune (Teil 2)
Irgendwann erreichen wir dann doch Atins. Eigentlich hatte ich so etwas wie Jericoacoara Nummer 2 erwartet, aber das Dörfchen ist deutlich verschlafener und wirkt etwas heruntergekommener als Jeri – besonders tagsüber, wenn die ganze Welt Siesta zu halten scheint. Vielleicht liegt es am 40 Grad heissen Sand? Dafür gefällt mir der umliegende Dünen-Nationalpark hier noch besser als der in Jeri. So wie eben der zweite Teil von «Dune» auch besser ist als der erste.
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Voodoo Hoodoo
Unser letzter Stopp im hohen Norden ist die Stadt São Luís. Ohne Erwartungen kommen wir an und werden ein wenig überrascht. Die Altstadt, zwar in die Jahre gekommen, hat einen geheimnisvollen Charme. Ein Hauch von leichter Verruchtheit liegt in der Luft, doch gerade das macht die Atmosphäre so aufregend. Zufällig landen wir in der Halle, die auf dem Foto abgebildet ist. Uns erschliesst sich jedoch nicht restlos, was es hier eigentlich alles zu entdecken gibt. Bloss so viel ist klar: Es geht ein gewisses Voodoo-Flair von dem Zeug aus – was perfekt zu dieser Stadt passt! Ein Ort, der irgendwie fasziniert und gleichzeitig Rätsel aufgibt.
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Inlandflug #3
In einem so riesigen Land wie Brasilien kommt man in der Regel nicht um Inlandflüge herum. Und die sind oft gar nicht mal so kurz! Fast vier Stunden sind wir zwischen São Luís und São Paulo unterwegs – und immer noch im selben Land!
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Kein einfaches Pflaster für Vegetarier*innen
Jetzt mal Klartext: Ich esse Fleisch. Nicht oft, aber ich bin noch weit davon entfernt, mich als Vegetarierin zu bezeichnen. Trotzdem geht mir dieser übermässige Fleischkonsum in den südlicheren Ländern Südamerikas (Brasilien, Argentinien, Chile, ...) gehörig auf den Keks. Wer sich in Brasilien halbwegs pflanzlich und gesund ernähren möchte, hat es nicht leicht. Ein Hamburger-Stand folgt auf den nächsten Hot-Dog-Stand, und dann kommt noch eine «Churrascaria» – das typische brasilianische Fleischrestaurant. Als ich dann zurück in São Paulo bin, wo die Auswahl an Essen endlich wieder grösser ist, bestelle ich mir natürlich als erstes einen grünen Salat – mit einem kleinen Freudentränchen im Auge.
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Adeus, Brasil!
Drei ereignisreiche Wochen in einem riesigen und komplexen Land neigen sich dem Ende zu. Was uns begeistert hat, war der üppige Dschungel und die traumhaften Strände, vor allem im Süden – Landschaften, die ganz nach unserem Geschmack sind! Dazu die ansteckende Lebensfreude der Brasilianer*innen und ihre fantastische Musik, insbesondere die Klassiker vergangener Tage (Tropicalia! Bossa Nova!). Auf der negativen Seite standen für uns gelegentlich Kommunikationsprobleme (verstehen die Brasilianer wirklich kein Spanisch oder wollen sie es einfach nicht?) sowie die Herausforderungen, von A nach B zu kommen – besonders im Norden. Doch wie meistens im Leben überwiegt am Ende das Positive. Adeus, Brasil!
Was kostet diese Reise?
Interesse geweckt? Hier findest du die wichtigsten Informationen, die du für eine erste Einschätzung zu diesem Reiseerlebnis benötigst. Wenn nicht anders angegeben ist der Preis für alle Leistungen auf der Basis von zwei Reisenden und/oder einer Belegung im Doppelzimmer kalkuliert.
- 21 Nächte in einfachen Hotels
- Transfers
- Ausflüge
- Inlandflüge
- Langstreckenflüge
- Mahlzeiten
Angebotsnummer: 122532
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Naima Kleeb
Mach es zu deiner Reise
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