Capture the Journey: Madagaskar
Madagaskar – auf der viertgrössten Insel der Welt haben sich Tiere und Pflanzen über Jahrhunderte ihre ganz eigene Welt geschaffen. Rund 80 Prozent der dortigen Flora und Fauna sind an keinem anderen Ort zu finden. So eröffnet der beeindruckende Inselstaat allen Reisenden vielfältige wie aussergewöhnliche Möglichkeiten. Hobbyfotograf Markus Lockauer erkundete die Insel im indischen Ozean und berichtet hier über die vielfältigen Eindrücke, die er dabei gewinnen konnte.
Meine Reise beginnt dort, wo nahezu jede Madagaskarreise startet: in Antananarivo, dem politischen und wirtschaftlichen Zentrum des Inselstaates. Mit seinem internationalen Flughafen gilt die Stadt auch als das Tor zu den Schönheiten der Insel, die man in der Hauptstadt selbst jedoch vergeblich sucht. In der Millionen-Metropole ist die Armut kaum zu übersehen. Der Verkehr verstopft die Strassen, bettelnde Menschen dominieren das Stadtbild und an jeder Ecke liegt tonnenweise Müll herum. Dennoch bin ich von den Eindrücken um mich herum wie berauscht. Es ist diese Andersartigkeit, dieses Chaos und die Exotik, die mein herkömmliches Weltbild buchstäblich auf den Kopf stellt und die Heimat so unendlich weit entfernt erscheinen lässt.
Ab in den Süden
Während sich am nächsten Morgen noch die letzten Dunstwolken über Antananarivo lichten, bin ich bereits südwärts auf der «Route Nationale 7» unterwegs, der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung Madagaskars. Meinen ersten Stopp lege ich im kleinen Städtchen Ambatolampy ein, das für seine zahlreichen Aluminiumgiessereien bekannt ist. Das Aluminium wird hier jedoch nicht selbst hergestellt, sondern aus alten Getränkedosen, Auto- und Flugzeugteilen recycelt. Für mich als Europäer ist es nahezu unvorstellbar, wie die Giesser barfüssig und ohne jegliche Schutzausrüstung im heissen Dampf ihre gefährliche Arbeit verrichten und dabei wunderschöne Gebrauchs- und Kunstgegenstände herstellen.
In den nächsten Tagen reise ich immer weiter Richtung Süden, bis ich schliesslich den berühmten Isalo-Nationalpark erreiche, welcher zu den schönsten der Insel zählt. Einheimische Guides führen die neugierigen Reisenden in mehrstündigen – oder mehrtägigen – Touren in die unendlich weite Landschaft, die von schroffen, zerklüfteten Felsen aus Jura-Sandstein geprägt wird. Immer wieder weisen uns die Guides auf exotische Tiere und Pflanzen hin, die wir selbst wohl niemals entdeckt hätten.
Im Zug des Lebens
Ich verlasse schliesslich das südliche Hochland und mache mich auf den Weg nach Sahambavy. Das kleine, unscheinbare Dorf bildet den Ausgangspunkt einer abenteuerlichen Zugfahrt an die Ostküste Madagaskars. Gemächlich windet sich die alte Diesellok aus der französischen Kolonialzeit mitsamt ihrem betagten Waggon durch den dichten, grünen Dschungel. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es eine bessere Gelegenheit gibt, Madagaskar und seine Einwohner so unmittelbar zu erleben.
Auf dieser Zugreise halten wir an insgesamt 17 Bahnhöfen. Und mit jedem Stopp eröffnet sich mir eine neue Welt mit farbenfrohen Menschen, wohlduftenden Gewürzen und exotischen Waren, stets von einem enormen Geräuschpegel begleitet. An jedem Bahnsteig wird in Windeseile alles aufgeboten, was die Region zu bieten hat: Backwaren in Bananenblättern, gekochte Flusskrebse, getrocknete Fische, Früchte und vieles mehr. Ich nutze die Gelegenheit, um den Alltag dieser Menschen in Bildern festzuhalten – die Begeisterung bei der Ankunft des Zuges, die Neugier und Fröhlichkeit der Kinder, die Hoffnung, sich mit den Bahnreisenden etwas Geld dazuzuverdienen. Diese Eisenbahn ist als der «Zug des Lebens» bekannt, denn ohne sie wäre ein Überleben in dieser abgelegenen Region Madagaskars kaum möglich.
An der Ostküste angekommen, besuche ich ein kleines Fischerdorf am Pangalanes Kanal. Der Besuch des Dorfes versetzt mich um hunderte von Jahren zurück und schenkt mir einen Einblick in das von Traditionen sowie tiefer Naturverbundenheit geprägte Leben der Einheimischen. Mittlerweile hat auch die heisse Mittagssonne ihren Höchststand erreicht. Es wird Zeit, mich zu verabschieden und nach Manakara weiterzuziehen. Denn für den Rest des Tages gönne ich mir eine Auszeit am Indischen Ozean.
Quirlige Lemuren und gut getarnte Chamäleons
Das nächste Ziel auf meiner Reise nach Nordwesten ist Ranomafana. Mit über 40000 Hektar zählt der dortige Nationalpark zu den grössten der Insel. Aufgrund seiner Höhenlage von rund 1000 Metern besteht er aus einem üppigen Berglandregenwald, der das Sonnenlicht nur in scharfen Streifen hindurchlässt. Nur dank der gut ausgebildeten Guides kann ich auch die kleinsten Giraffenhalskäfer, die quirligen Lemuren und gut getarnten Chamäleons im grünen Dickicht ausmachen.
Ungefähr 150 Kilometer östlich der Hauptstadt Antananarivo gelegen, befindet sich der Andasibe-Mantadia Nationalpark. In dichten Primärwäldern zwischen feuchtem Moos, Farnen und einer – je nach Jahreszeit – beeindruckenden Anzahl an Orchideenarten, sind die Indris, die grösste Lemurenart Madagaskars, zuhause. In einem abgegrenzten Bereich des Nationalparks bietet sich nur hier die einmalige Gelegenheit, Lemuren zu berühren und ganz aus der Nähe zu fotografieren. Aufgrund der natürlichen Scheu der Tiere und nationaler Schutzvorschriften ist dies in den übrigen Nationalparks nämlich nicht möglich.
Meine Empfehlungen zu Madagaskar
Madagaskar ist eine atemberaubende Insel, die ich jedem wärmstens ans Herz legen kann. Für alle, die sich auch auf die abenteuerliche Reise begeben wollen, habe ich ein paar Tipps aufgeschrieben:
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Die Entfernungen zwischen den Nationalparks und Sehenswürdigkeiten sind enorm, die Strassen schlecht ausgebaut und mit unzähligen Schlaglöchern übersät. Daher ist es wichtig, genügend Zeit für die Überlandfahrten (unpassierbare Brücken, Schlammpisten, unkalkulierbare Hindernisse) einzuplanen.
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Es ist strengstens verboten, militärische Anlagen, Polizeistationen sowie deren Angehörige zu fotografieren. Zudem benötigt es für Drohnenaufnahmen ausgestellte Genehmigungen.
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In den Nationalparks ist man viel zu Fuss unterwegs, daher sind ein gutes Schuhwerk und genügend Trinkvorrat unerlässlich. Wer sich und seine Kamera gegen plötzlich auftretende Regengüsse schützen möchte, dem kann ein einfacher Regenponcho gute Dienste leisten. Die Fussmärsche in den Nationalparks sind teilweise lang und aufgrund der klimatischen Bedingungen (Hitze, Luftfeuchtigkeit, etc.) beschwerlich.
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Auf Madagaskar werden in den meisten Fällen bislang noch keine Gegenleistungen erwartet, wenn man gerne Menschen fotografieren möchte. Dies ist wohl auf den (noch) fehlenden Massentourismus zurückzuführen. Ein höfliches Nachfragen (am besten in französicher Sprache «Puis-je prendre une photo?») und ein freundliches Lächeln sind die besten Voraussetzungen für Porträtaufnahmen. Wer sich nach dem Foto mit einer kleinen Spende bedankt und das Bild seinem Gegenüber auf dem Display zeigt, erntet in den meisten Fällen ein wohlwollendes «Merci».
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Wie in den meisten Entwicklungsländern ist es auch auf dieser Insel äusserst schwierig, Kameraersatzteile, Speichermedien, Ladekabel oder Akkus zu kaufen. Man sollte daher schon vor Reiseantritt ein kleines Notfallpaket einplanen.
Zum Fotografen: Über Markus Lockauer
Seit er eine alte Balgenkamera auf dem Dachboden seiner Eltern fand, ist Markus Lockauer von der Fotografie fasziniert. Nach den ersten Fotoversuchen mit dem antiken Apparat folgten bald diverse Pocket- und Kleinbild-Suchkameras. Mit dem Wechsel zur Digitalfotografie kam auch der Wechsel zu Nikon. Heute verbindet der Österreicher seine Passion der Fotografie mit seiner Lust am Reisen und hält die Schönheit fremder Orte und Kulturen fest.
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