Editorial
Faule Eier
Liebe Weltentdeckerinnen und Weltentdecker
Dass es auf Vulcano bestialisch nach faulen Eiern stinkt, ist gerade das kleinste Problem. Sämtliche Tragflächenbootverbindungen zu den anderen Liparischen Inseln sind eingestellt. Der Seegang ist zu stark. Es ist Frühling, es ist kühl, es ist kurz vor dem Eindunkeln. Auf Vulcano sind die Pensionen noch geschlossen oder schon ausgebucht, die meisten Restaurants schlafen den Nebensaisonschlaf.
Meine Liebste und ich sind auf den Gran Cratere gewandert, ein Vulkan wie aus dem Bilderbuch. Hier formten Ausbrüche einen runden Krater, an dessen Flanken sich Fumarolen befinden, aus denen (stinkender) Schwefeldampf tritt und die umliegende Lava gelb färbt.
Das kleine Vulkanabenteuer hat uns glücklich und müde gemacht. Unsere Unterkunft ist auf der Hauptinsel Lipari, und es wäre schön, heute noch dorthin zu kommen. Wir aber stehen mit zwei Dutzend anderen Ausflüglern am Hafen von Vulcano und wissen nicht, was wir tun sollen. Als wir die Umgebung schon nach möglichen Nachtlagern absuchen, kommt Hektik auf. Ein Einheimischer sagt, auf der anderen Seite des Hafens stehe ein Fischer, der uns nach Lipari bringe, für 50 Euro pro Person. Wir sprinten los, drücken dem Mann unser letztes Bargeld in die Hand und quetschen uns mit mindestens 20 anderen Gestrandeten in ein für höchstens 10 Passagiere konzipiertes Boot. Eine knappe Stunde lang schaukeln wir Lipari entgegen. Die Wellen sind hoch. Mehr als einmal befürchte ich, im Tyrrhenischen Meer sterben zu müssen. Die Hälfte der Passagiere übergibt sich. Es ist nicht lustig.
Und all das machen wir nur durch, weil wir unbedingt auf den Gran Cratere wandern und dort die Naturgewalten aus dem Inneren der Erde spüren wollten. Weil Vulkane uns und viele andere Menschen gleichermassen erschrecken und faszinieren. Sie sind Symbole für die rohe Kraft unserer Natur.
Das weiss auch das Volk der Tengger auf der indonesischen Insel Java. Jedes Jahr feiern die Hinduisten dort das Yadnya-Kasada-Fest. Sie werfen Hühner, Blumen und andere schöne Dinge in den Krater des aktiven Vulkans, um den sie leben. So ehren sie ihre Götter. Viele Menschen im Dorf, die nicht zu den Tenggern gehören, versuchen gleich- zeitig, die Opfergaben mit Netzen zu fangen – weil die meisten davon essbar sind.
Ab Seite 58 in dieser Ausgabe könnt Ihr an diesem Spektakel teilhaben.
Unser Abenteuer zwischen Vulcano und Lipari überleben wir übrigens. Als wir mit weichen Knien und grün im Gesicht auf der Hauptinsel ankommen, torkeln wir Richtung Hafenbar. Der Kräuterschnaps, den wir trinken, ist der Beste unseres Lebens.
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